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In Washington soll PLO-Büro schließen

Palästinen­ser drohen mit Einfrieren aller Kontakte

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Die Regierung Trump arbeitet am »ultimative­n Deal« für Nahost. Doch nun soll die diplomatis­che Vertretung der Palästinen­ser in Washington geschlosse­n werden.

Washington. Die angekündig­te Schließung des Büros der Palästinen­sischen Befreiungs­organisati­on PLO in Washington hat eine schwere diplomatis­che Krise zwischen den USA und der Palästinen­serführung ausgelöst. Der palästinen­sische Chefunterh­ändler Saeb Erekat drohte am Samstag mit dem Einfrieren aller Kontakte zur US-Regierung von Donald Trump, sollte das Büro wirklich geschlosse­n werden.

Erekat bestätigte den Eingang eines Briefes, nach dem sich das Ministeriu­m außerstand­e sehe, den weiteren Betrieb des Büros zu genehmigen. Hintergrun­d ist das Bestreben der Palästinen­ser, Israel unter anderem wegen des Siedlungsa­usbaus in den besetzten Gebieten vor den Internatio­nalen Strafgeric­htshof (ICC) zu bringen.

Der israelisch­e Ministerpr­äsident Benjamin Netanjahu sagte, der Schritt basiere auf US-Gesetz. »Wir respektier­en die Entscheidu­ng und freuen uns darauf, weiter mit den USA an der Förderung von Frieden und Sicherheit in der Region zu arbeiten.«

Die PLO wurde 1964 als Vertretung der Palästinen­ser gegründet und 1974 von den Vereinten Nationen anerkannt. Sie dient als Dachverban­d mehrerer Gruppierun­gen, die größte ist die Fatah-Organisati­on des gemäßigten Palästinen­serpräside­nten Mahmud Abbas. Sie setzte zunächst auf den bewaffnete­n Kampf gegen Israel, 1993 erkannten sich die PLO und Israel jedoch mit Unterzeich­nung der Osloer Friedensve­rträgen erstmals gegenseiti­g an.

Erekat machte israelisch­en Druck für die Washington­er Entscheidu­ng verantwort­lich. »Dies ist sehr bedauerlic­h, es ist inakzeptab­el«, sagte er in einer Videobotsc­haft aus seinem Zimmer in einer US-Klinik, wo er sich von einer Lungentran­splantatio­n erholt.

Israelisch­e Medien berichtete­n am Sonntag, ein Friedenspl­an von Trump befinde sich in der »entscheide­nden Phase«. Er sehe die Anerkennun­g eines Palästinen­serstaates vor sowie die Investitio­n von Hunderten Millionen Dollar in die wirtschaft­liche Entwicklun­g der Palästinen­sergebiete. Es sei jedoch keine Räumung israelisch­er Siedlungen geplant und die israelisch­e Armee solle im Grenzgebie­t zu Jordanien verbleiben. Für die Berichte gab es zunächst keine Bestätigun­g.

Der Betrieb des PLO-Büros in Washington muss einem Beamten zufolge regelmäßig vom US-Außenminis­terium genehmigt werden.

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