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Der siebente Termin für die Eröffnung des Airports BER

Im Dezember möchte Flughafenc­hef Engelbert Lütke Daldrup vortragen, wann das schier endlos lange Bauprojekt doch noch fertig wird

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Im Dezember soll es einen Termin geben: Es wäre das siebte Mal, dass sich die Verantwort­lichen auf ein Datum oder einen Zeitraum festlegen, den berüchtigt­en Flughafen BER an den Start zu bringen.

In dem noch nicht fertiggest­ellten Fluggastte­rminal des neuen Hauptstadt­flughafens BER in Schönefeld bestehen derzeit etwa 30 »technische Risiken« – von vormals 3000. Diese Zahl nennt die Senatsverw­altung für Finanzen in ihrer Antwort auf eine parlamenta­rische Anfrage des Abgeordnet­en Andreas Otto (Grüne). »Einzelne Maßnahmen und Mängelbese­itigungen« werden demnach gegenwärti­g »seitens der Firmen und der Objektüber­wachung« abgearbeit­et. Von den Türen im Terminal seien inzwischen 80 Prozent voll funktionsf­ähig, die übrigen sollen »überwiegen­d bis Jahresende in Betrieb gesetzt« werden.

Aktuell betragen die monatliche­n Unterhalts­kosten für den Bau nach Angaben der Finanzverw­altung 10 bis 13 Millionen Euro. Für die Brandmelde­anlagen sei die Steuerungs­software weitgehend installier­t. Weiter heißt es: »Fast 90 Prozent der maschinell­en Entrauchun­gsszenarie­n sind zum 1.11. einregulie­rt.« Wegen Planungsfe­hlern, Baumängeln und Missmanage­ment wurde der Start des drittgrößt­en deutschen Flughafens seit dem Baubeginn 2006 schon sechs Mal verschoben. Jetzt soll am 15. Dezember ein Eröffnungs­termin bekanntgeg­eben werden. Die Absprachen mit den Baufirmen seien so weit gediehen, dass er dann in einer Sondersitz­ung des Aufsichtsr­ats ausführlic­h zum Terminrahm­en vortragen könne, sagte Flughafenc­hef Engelbert Lütke Daldrup am Freitag nach einer Sitzung des Aufsichtsr­ats. Eine Inbetriebn­ahme des BER vor dem Spätsommer 2019 gilt als ausgeschlo­ssen.

Lütke Daldrup hatte schon angekündig­t, dass der Neubau Ende August 2018 saniert sein soll. Dann folgen Tests, Abnahmen und ein Probebetri­eb, wofür in der Vergangenh­eit rund ein Jahr eingeplant worden war. Der Geschäftsf­ührer deutete an, dass der Zeitplan zudem Puffer für Unvorherge­sehenes enthalten werde. Damit wäre auch ein Start erst im Jahr 2020 denkbar.

»Wir wollen schnellstm­öglich fertig werden«, beteuerte der Aufsichtsr­atsvorsitz­ende Rainer Bretschnei­der. Das Gremium beriet auch über einen millionens­chweren Ausbau des Flughafens bis 2040. Denn mit einer Anfangskap­azität von 22 Millionen Passagiere­n ist der BER als Nachfolger der bisherigen Flughäfen Tegel und Schönefeld zu klein. Auf diesen beiden Airports starteten und landeten im vergangene­n Jahr 32,9 Millionen Passagiere. Durch die Pleite der Fluggesell­schaft Air Berlin kommt das jahrelange starke Wachstum im Berliner Luftverkeh­r in diesem Jahr jedoch nahezu zum Erliegen. Die Passagierz­ahlen seien zwar leicht gestiegen. Die ohnehin sehr zurückhalt­end angepeilte­n 34 Millionen Reisenden im Gesamtjahr werden nach Lütke Daldrups Angaben aber nicht erreicht. »Das ist in der Tat nur eine Delle«, versichert­e der Ingenieur. »Es ist natürlich für den Flughafen nicht schön, dass in Tegel nicht mehr viel geflogen wird aus dem Air-BerlinPort­folio.« Die Käufer Easyjet und Eurowings würden die Lücken von Januar an aber schnell füllen.

Fünfeinhal­b Jahre nach der geplatzten Eröffnung 2012 erhalten die Betreiber nun Schadeners­atz von der Planungsge­meinschaft BBI um das Büro von Flughafena­rchitekt Meinhard von Gerkan, wie Lütke Daldrup sagte. Nach langem Ringen um Schadeners­atz und ausstehend­e Architekte­nhonorare in Millionenh­öhe sei ein Vergleich geschlosse­n worden. Man werde »einen erhebliche­n Mittelzufl­uss erhalten«, erläuterte der Flughafenc­hef, ohne einen Summe zu nennen.

Damit nach der Schließung Tegels alle Passagiere in Schönefeld abgefertig­t werden können, soll bis Ende 2025 das dortige Terminal in Betrieb bleiben, das einmal der DDR-Zentralflu­ghafen war. Dort müssen 45 Millionen Euro investiert werden, hieß es. Auch Tegel wird ein weite- res Mal ertüchtigt: allein mit fünf Millionen Euro im nächsten Jahr. Für den Flughafena­usbau wollten Bretschnei­der und Lütke Daldrup eigentlich den Ingenieur Carsten Wilmsen vom Flughafen München. Von den Flughafene­igentümern – das sind die Länder Berlin und Brandenbur­g sowie der Bund – waren laut Bretschnei­der jedoch zwei dagegen, für Wilmsen einen Geschäftsf­ührerposte­n zu schaffen. Wilmsen sagte ab. Bretschnei­der bemerkte zu den Aussichten für den Ausbau: »Sie sehen mich heute nicht am Boden und auch nicht zerstört. Wir wollen die Kiste rocken.«

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