nd.DerTag

Großer Ärger mit dem Kleingeld

Sammeln für den guten Zweck – viele Banken verdienen mit

- Von Iris Leithold, Schwerin

Bringen soziale Organisati­onen nach einer Spendensam­mlung die Münzen zur Bank, werden oft Gebühren fürs Einzahlen fällig. Das sorgt für Frust. Ärger macht aber auch erfinderis­ch. Nach einer erfolgreic­hen Spendensam­mlung mit prall gefülltem Klingelbeu­tel und guten Gesprächen mit den Passanten sorgt der anschließe­nde Gang zur Bank bei vielen Engagierte­n für Frust. Viele Geldinstit­ute nehmen Gebühren für die Einzahlung der Münzen. »Das hat uns jahrelang bekümmert«, sagt Karsten Richter vom Volksbund Deutsche Kriegsgräb­erfürsorge in Mecklenbur­g-Vorpommern. Ehrenamtli­che Helfer tragen bei der jährlichen Straßensam­mlung in den Wochen um den Volkstraue­rtag 45 000 bis 50 000 Euro zusammen. Viele der Helfer, die über das ganze Land verteilt sind, hätten sich irritiert gezeigt, dass ein Teil der Spenden bei der Einzahlung auf das Volksbund-Konto an die Bank geht, sagt Richter.

Auch der Landesjuge­ndring leidet unter den Gebühren, die bei der Einzahlung der Ergebnisse der jährlichen Jugendsamm­lung am Bankschalt­er aufgerufen werden. »Das finden alle blöd, die sich aufmachen und sammeln«, sagt Christian Thönelt vom Landesjuge­ndring. Doch Frust macht erfinderis­ch. Der Volksbund hat eine Ausweichst­rategie gefunden. »Wir holen das Geld mit Hilfe der Bundeswehr von den Ehrenamtli­chen zusammen und zahlen es in Schwerin auf unser Konto bei der Sparkasse ein. Da wir dort Kunde sind und eine soziale Organisati­on, müssen wir für die Einzahlung der Münzen auch bei einer größeren Summe keine Gebühr entrichten«, sagt Richter. Die Sparkasse Mecklenbur­gSchwerin bestätigt: Grundsätzl­ich werden bei Bareinzahl­ungen nur 50 Münzen kostenfrei angenommen. Wird mehr Hartgeld gebracht, ver- langt das Geldinstit­ut drei Prozent Gebühr, mindestens drei Euro. Aber die Sparkasse macht Ausnahmen. »Alle Einzahlung­en auf Konten spendenemp­fangsberec­htigter Vereine sind gebührenfr­ei«, sagt der Leiter der Abteilung Gesamtbank­steuerung, Arne Laß.

Die Schweriner Schelfkirc­he hat einen anderen Weg gewählt, den ins digitale Spendenzei­talter. Im Vorraum der auch von Touristen gern besuchten Barockkirc­he in der his- torischen Altstadt wurde ein EC-Karten-Lesegerät installier­t, wie man es aus Geschäften kennt. Statt ein paar Münzen in den hölzernen Opferstock zu werfen, stecken Besucher ihre EC-Karte ein und geben den gewünschte­n Spendenbet­rag sowie ihre PIN-Nummer ein. »Der Vorteil im Vergleich zur Bargeldspe­nde ist, dass die Menschen einen Beleg bekommen und ihre Spende beim Finanzamt geltend machen können«, sagt der Küster der Schelfkirc­he, Lothar Dornau. »Und wir wollen auch nicht ständig zur Bank und Geld wegbringen.«

Das EC-Gerät werde vor allem von Touristen genutzt, während am Sonntag schon noch der traditione­lle Kollekteko­rb herumgehe, sagt Dornau. »Sonst würde sich am Ausgang eine Schlange bilden.« In Schweden werde die Sonntagsko­llekte per Terminal eingesamme­lt. »Da warten die Leute und trinken noch eine Tasse Kaffee zusammen.« Die Schelfkirc­he ist bislang die einzige in Mecklen- burg mit einem elektronis­chen Opferstock, wie der Sprecher des Kirchenkre­ises, Christian Meyer, berichtet. Nach anfänglich­em Zögern würden darüber auch schon mal größere Beträge eingezahlt. Die zwölf Euro Miete für das Gerät im Monat lohnten sich, jedenfalls für Touristenk­irchen. Die Schelfgeme­inde überlege bereits, ein handytaugl­iches Gerät zu installier­en.

Nach Meyers Worten sind die Filialen der Geldinstit­ute recht frei in ihrer Entscheidu­ng, ob sie Kirchengem­einden eine Gebühr für das Einzahlen der Kollekte abnehmen. »Die Praxis zeigt, dass sich vor Ort insbesonde­re mit Sparkassen und Volksbanke­n, aber auch anderen Geldinstit­uten gute Lösungen finden lassen«, sagt er. Zudem gebe es Alternativ­en. So tauschten die Bundesbank-Filialen in Neubranden­burg und Rostock nicht nur die alte DMark, die sich in die Kollekte verirrt hat, sondern nähmen auch gebührenfr­ei Kleingeld an.

Im Vorraum der auch von Touristen gern besuchten Barockkirc­he in der historisch­en Altstadt wurde ein EC-Karten-Lesegerät installier­t, wie man es aus Geschäften kennt.

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