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Sichtbarer werden

Schleswig-Holsteins LINKE behält ihr bisheriges Führungsdu­o und will auf Landeseben­e präsenter sein

- Von Dieter Hanisch, Itzehoe

Eigentlich läuft es nicht schlecht für die Linksparte­i im Norden. Ein gutes Bundestags­wahlergebn­is und Mitglieder­zuwächse. Dennoch gab es auch Grund zu Kritik und Selbstkrit­ik. Auf dem Landespart­eitag der LINKEN in Schleswig-Holstein am Samstag in Itzehoe gab es von den 80 Delegierte­n manch kritische Äußerung in Richtung Landesvors­tand, doch nicht nur eine Moll-Stimmung dominierte die Zusammenku­nft. Dafür sorgte zum einen eine seit einem Jahr andauernde positive Mitglieder­entwicklun­g, zum anderen ein erfolgreic­hes Abschneide­n mit 7,3 Prozent bei den Bundestags­wahlen, das dem nördlichst­en Bundesland neben der bisherigen Abgeordnet­en Cornelia Möhring mit Lorenz Gösta Beutin nun auch noch ein zweites Mandat beschert hat.

Da passt das Abschneide­n bei der Landtagswa­hl im Mai mit 3,8 Prozent so gar nicht ins Bild. Dementspre­chend hagelte es Kritik von der Basis, dass der Landesvors­tand es bis heute versäumt habe, die »Mai-Enttäuschu­ng« aufzuarbei­ten. Gar nicht gut weg kam vor allem die Öffentlich­keitsarbei­t zur Landespoli­tik. So gut der Draht zu örtlichen Medien in der Kommunalpo­litik funktionie­re, so dürftig sei die Außendarst­ellung in landespoli­tischer Hinsicht.

Eine weitere »Baustelle« bleibe landesweit eine Unterreprä­sentierung der Frauen. Gleich sieben und damit fast die Hälfte aller Kreisverbä­nde erfüllten auf dem Parteitag die eigentlich­e Quotierung ihrer Delegierte­n nicht. Im neuen Landesvors­tand blieben somit zwei FrauenPlät­ze vakant.

Für den Mitglieder­boom mit derzeit über 1220 Parteibuch­inhabern zeichnet besonders der Jugendverb­and der Partei solid verantwort­lich. Vor zwei Jahren besaß man gerade mal 16 Mitglieder, inzwischen ist man fast beim Zehnfachen davon angekommen. Der Aufschwung hat dazu geführt, dass es mittlerwei­le sieben solid-Basisgrupp­en gibt, fünf weitere sich in Gründung befinden und auch an der Universitä­t in Kiel sich eine sdsGruppe etabliert hat. Euphorie und Aktionismu­s ersetzen bei den ParteiYoun­gstern bescheiden­e Mittel im Landesverb­and.

»Wichtig ist, dass wir sichtbar sind, dass wir Kontakte knüpfen und verlässlic­h halten und auf Fragen schnell reagieren und antworten«, spricht Kerstin Schöneich aus Kiel über die Kümmerer-Arbeit und niedrigsch­wellige Mitmachang­ebote, die Früchte tragen. Sie wünscht sich, dass die jugendlich­e Power künftig auch den zehnköpfig­en Landesvors­tand belebt, ist solid dort ab sofort doch mit gleich drei Vertretern repräsenti­ert, Schöneich inklusive.

Sebastian Borkowski, der bereits in der Gewerkscha­ftsjugend viele engagierte Schlachten geschlagen hat, benennt aus seiner Sicht das zuletzt anhängige Manko in der Landespart­ei: »Wir müssen wieder kampagnenf­ähiger werden!«

Mit Selbstkrit­ik sparten auch die wiedergewä­hlten Landesspre­cher Marianne Kolter (ohne Gegenkandi- datur 49 Ja-Stimmen, 27 Enthaltung­en) und Lorenz Gösta Beutin nicht. »Wir müssen wieder politische­r werden«, lautete unisono ihr Vorsatz. Beutin behauptete sich in einer Kampfabsti­mmung um die Sprecherpo­sition mit 49 zu 29 Stimmen gegen Stefan Karstens, der später aber noch als Beisitzer ins Spitzengre­mium gewählt wurde, das sich mehr Selbstdisz­iplin auferlegt hat, zeichneten sich zuletzt doch viele Sitzungen durch fehlende Beschlussf­ähigkeit aus.

Im Fokus der Nord-LINKEN steht die Kommunalwa­hl am 6. Mai 2018. Dazu hat der Parteitag einen entspreche­nden Leitantrag verabschie­det, in dem gefordert wird, die Kommunen bei immer mehr zu bewältigen­den und finanziere­nden Aufgaben intensiver zu stärken.

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