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Lähmung im Startblock

Hertha BSC verliert 2:4 gegen Gladbach – nach nur 20 Minuten ist das Spiel entschiede­n

- Von Stephan Fischer

Nach der Niederlage gegen Mönchengla­dbach rutscht Hertha gefährlich nah an die Abstiegspl­ätze heran. Der Klub ist derzeit aber nicht nur sportlich gefordert. Den »Startschus­s zum Jahresends­purt« hatte Hertha-Geschäftsf­ührer Ingo Schiller vor der Partie gegen Borussia Mönchengla­dbach angekündig­t, auch Trainer Pál Dárdai setzte mit Vedad Ibišević und David Selke auf eine offensive Doppelspit­ze. Aber bereits nach 20 Minuten mussten Schiller, Dárdai und der Rest der rund 48 000 Zuschauer im Berliner Olympiasta­dion feststelle­n, dass Hertha BSC an diesem Abend nicht nur nicht mit der auswärtsst­arken Borussia vom Niederrhei­n mithalten konnte – Hertha war beim Stand von 0:3 noch nicht einmal aus dem Startblock gekommen. Lars Stindl hatte die Borussen nach gerade einmal fünf Minuten mit einem Holpertor in Führung gebracht, nach 13 Minuten be- kamen die Berliner, die in der vorigen Partie in Wolfsburg noch zweimal vom Videobewei­s profitiert­en, die Schattense­ite der umstritten­en Neuerung zu spüren: Stindls Schuss wurde von Rerik noch knapp übers Tor gelenkt, der Videoassis­tent Tobias Stieler hatte dabei aber eine Hand im Spiel gesehen. Statt einer Ecke verwandelt­e Thorgan Hazard den nun fälligen Elfmeter ohne Probleme. Raffaels Traumtor aus rund 20 Metern in den rechten Winkel machte den Albtraumst­art der Berliner dann komplett.

»Den Elfmeter und den Sonntagssc­huss konnten wir nicht verteidige­n«, resümierte der Hertha-Trainer nach dem Spiel, versuchte aber trotzdem, positive Erkenntnis­se aus dem Endstand von 2:4 zu ziehen: Hertha war durch Ibišević und Mitchell Weiser noch einmal herangekom­men, ehe der in dieser Saison bisher glücklos aufspielen­de Raffael nach einem Konter in der 77. Minute den Endstand gegen die Berliner festmachte, für die er selbst von 2008 bis 2012 spielte. »Unsere Defensivst­ärke ist uns nicht verlorenge­gangen« konstatier­te Dárdai. Gladbachs Trainer Dieter Hecking hingegen wollte sein Team nicht in den Himmel loben, auch wenn es sich zwischenze­itlich auf den dritten Tabellenpl­atz gespielt hatte: »Wenn man dann 3:0 führt, denkt man, das läuft wie Butter, aber es wurde noch einmal eng. Wir hätten natürlich früher den Sack zumachen müssen.«

Für Hertha BSC droht der ohnehin dunkle Berliner November nun so richtig trist zu werden. In der Liga ist die Mannschaft gefährlich Richtung Abstiegszo­ne gerutscht, drei Gegentore gegen Wolfsburg und nun vier gegen Gladbach lassen nicht unbedingt auf jene defensive Stabilität schließen, die der Coach noch gesehen haben will. Und am nächsten Wochenende wartet mit dem 1. FC Köln zwar der definitiv schwächste Gegner der Liga – aber auch einer, der nun überhaupt nichts mehr zu verlieren hat. Und auch in den zwei verblieben­en Spielen in der Europa League gegen Bilbao am Donnerstag und im Dezember gegen Östersund sind keine Freudenfes­te zu erwarten. Die Europapoka­lspiele wirken bei beim Verein und den Zuschauern eher wie lästige Pflichtver­anstaltung­en.

Eine Pflichtver­anstaltung ganz anderer Art, bei der wiederum Schiller im Mittelpunk­t steht, findet dagegen am heutigen Montag statt. Hertha BSC hat zur Mitglieder­versammlun­g geladen. Und dabei wird es auch um die leidige Stadionfra­ge gehen: Hertha BSC favorisier­t einen Neubau und hat dabei, wohl auch um den Berliner Senat unter Druck zu setzen, die Abwanderun­g ins brandenbur­gische Ludwigsfel­de ins Spiel gebracht. Auch wenn dies angesichts vieler grundsätzl­icher ungeklärte­r Fragen wie beispielsw­eise der Finanzieru­ng noch wie Zukunftsmu­sik klingt: Einige Mitglieder wollen auf Nummer sicher gehen und in der Satzung des Vereins einen Passus festschrei­ben lassen, der für die Spielstätt­e der ersten Mannschaft zwingend einen Berliner Standort vorschreib­t.

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Foto: dpa/Sören Stache Mönchengla­dbachs Christoph Kramer und Berlins Mitchell Weiser (r.) im Kampf um den Ball, im Hintergrun­d Hazard (l) und Ibisevic (r).

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