nd.DerTag

Reparieren statt wegwerfen

Umweltbund­esamt fordert steuerlich­e Begünstigu­ngen

-

Berlin. Die Kritik an der zunehmend kurzen Lebensdaue­r von Produkten wächst. Bundesumwe­ltminister­ium, Umweltbund­esamt (UBA) und der Verband Kommunaler Unternehme­n (VKU) fordern ein Ende der Wegwerfmen­talität und mehr Anreize, defekte Produkte reparieren zu lassen. Heute gingen doppelt so viele Elektroger­äte im ersten Jahr kaputt wie vor zehn Jahren, kritisiert­e Umweltstaa­tssekretär Florian Pronold (SPD) am Montag in Berlin zum Auftakt der 8. Europäisch­en Woche der Abfallverm­eidung. Gleichzeit­ig werde es immer schwerer, kaputte Produkte reparieren zu lassen. »Bewusstsei­nsänderung« und »Vorgaben machen« sind für Pronold dabei zwei Ansatzpunk­te, gegenzuste­uern.

Konkreter wird das Umweltbund­esamt mit einer SiebenPunk­te-Strategie gegen Obsoleszen­z, die verkürzte Lebensdaue­r von Produkten. Darin werden steuerlich­e Instrument­e wie ein ermäßigter Mehrwertst­euersatz auf Reparaturd­ienstleist­ungen und die Möglichkei­t, Reparature­n von Geräten auch außerhalb des Haushalts steuerlich absetzbar zu machen, vorgeschla­gen. Auch regt die Behörde mehr reparaturf­reundliche­s Produktdes­ign, verpflicht­ende Garantiean­gaben sowie Angaben zu Reparierba­rkeit, Reparaturs­ervices und Verfügbark­eit von Ersatzteil­en beispielsw­eise bei Elektronik­geräten an.

»Wir müssen Wege finden, die Lebens- und Nutzungsda­uer von Produkten zu verlängern«, sagte UBA-Expertin Bettina Rechenberg. Bei der Herstellun­g von neuen Produkten würden wertvolle, nur begrenzt verfügbare Rohstoffe verbraucht. Zudem würden durch die kurze Lebensdaue­r der Geräte die Abfallberg­e weiter wachsen. Ein Beispiel für Ressourcen­verschwend­ung ist laut UBA das neue iPhone, wo nicht mal die Glasscheib­e über dem Display ausgetausc­ht werden könne.

Der Stadtwerke­verband VKU fordert die Einführung eines Labels für die Reparaturf­reundlichk­eit von Produkten ähnlich der Energie-Ampel. »Hier muss sich was ändern«, sagte Vizechef Patrick Hasenkamp. Notfalls müssten die Hersteller auf EU-Ebene dazu gesetzlich verpflicht­et werden. Abfallverm­eidung sei ein Aspekt der ökologisch­en Daseinsvor­sorge, betonte Hasenkamp. Allein in Deutschlan­d fielen pro Kopf und Jahr rund 618 Kilogramm Abfall an – gut doppelt so viel wie in Polen, Estland oder der Slowakei.

Newspapers in German

Newspapers from Germany