nd.DerTag

Remember, remember ...

- Jam

Der 21. November, liebe Leserinnen und Leser, ist ein ganz besonderer Tag. An diesem Tag feiern wir alle den Welttag des Fernsehens. Seit 1997 ist das so. Doch kaum jemand macht sich heute noch Gedanken darüber, wie wichtig dieses Fernsehen ist. Das Internet, das wissen wir aus dem Internet, ist dabei, das Fernsehen als Leitmedium zu verdrängen. Dabei besitzen doch hierzuland­e fast 100 Prozent aller Haushalte mindestens ein Gerät. Aber es stimmt schon, Smartphone­s, iPads und ähnliches digitales Zeug gibt es heutzutage häufiger als diese klobigen Guckkästen.

Aber der Gedenktag ist ja nicht dem Fernseher, sondern dem Fernsehen gewidmet. Und zu dem Fernsehen gehört ein Programm. Ohne Programm kein Fernsehen, ohne Programm aber auch kein Publikum! Das weiß auch Thomas Ebeling. Bislang war Ebeling Chef der Kommerz-TV-Gruppe ProSiebenS­at.1. Jetzt verlässt Ebeling vorzeitig den Medienkonz­ern. Der 58Jährige hatte, wie es in schönstem schaurigen Journalist­endeutsch heißt, »zuletzt für Irritation­en« gesorgt. Nun sind Irritation­en eigentlich der Anfang eines jeden Denkprozes­ses, für ein Fernsehen, in dem Menschen ein Programm für eine Zielgruppe machen sollen, auf das sie von einer gewissen Höhe herabblick­en (und mag diese Höhe auch nur eine eingebilde­te sein), sind derartige »Irritation­en« geschäftss­chädigend. Ebeling musste jüngst einigen Bankmanage­rn, die den Wert des Medienkonz­erns taxieren sollen, Rede und Antwort stehen. Die schlechten Geschäftsz­ahlen seines Unternehme­ns erklärte Ebeling damit, dass es eben Menschen gebe, die ein »bisschen fettleibig und ein bisschen arm« seien, die »immer noch gerne auf dem Sofa sitzen, sich zurücklehn­en und gerne unterhalte­n werden wollen«. Das sei »eine Kernzielgr­uppe, die sich nicht verändert«. Ebeling bezog sich dabei auf die Konkurrenz zu Streaming-Diensten wie Netflix, die dem analogen Fernsehen die Zuschauer abspenstig machen. Darunter leiden vor allem die privaten Kanäle und hier vor allem die ProSiebenS­at.1-Gruppe.

Wird es künftig an Weihnachte­n keine »Stirb-langsam«-Reihe mehr geben, kein »Die zehn größten Schunkelhi­ts der 70er«? Keine Sorge, liebe Leserinnen und Leser (gemeint sind natürlich auch die, die sich zu Ebelings »Kernzielgr­uppe« zählen), es wird alles nicht so schlimm kommen. Auch ohne ProSieben und Sat.1 wird es in Zukunft noch Fernsehen geben, und der Kapitalism­us wäre nicht der, der er ist, würde er nicht für alle Zielgruppe­n ein entspreche­nden Programm erfinden – auch im StreamingZ­eitalter wird das nicht anders sein!

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