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Mugabe tritt nach 37 Jahren zurück

Mnangagwa soll Präsident in Simbabwe werden

- Von Benjamin Sheppard, Harare AFP

Harare. Nach fast vier Jahrzehnte­n an der Macht ist Simbabwes Präsident Robert Mugabe zurückgetr­eten. In einer Sondersitz­ung des Parlaments verlas Parlaments­präsident Jacob Mudenda am Dienstag ein Schreiben des Staatschef­s. Der Rücktritt wird demnach sofort wirksam. Das Parlament war in Harare zusammenge­treten, um über die Amtsentheb­ung des 93-Jährigen zu beraten. Das Militär stellte Mugabe in der Vorwoche unter Hausarrest, nachdem er Vizepräsid­ent Emmerson Mnangagwa entlassen hatte. Er wollte seine Frau zur designiert­en Nachfolger­in machen. Die Regierungs­partei Zanu-PF setzte dem Staatschef eine Frist bis Montag, um freiwillig zurückzutr­eten. Mugabe ließ sie verstreich­en. Er hatte das ehemalige Rhodesien 1980 in die Unabhängig­keit von der Kolonialma­cht Großbritan­nien geführt und war zunächst Regierungs­chef, bevor er 1987 Präsident wurde. Seine Gegner werfen ihm autoritäre­n Regierungs­stil vor und machen ihn für Misswirtsc­haft verantwort­lich. Als Nachfolger wurde Mnangagwa nominiert.

Das Parlament in Simbabwe hat am Dienstag seine Beratungen über die Einleitung eines Amtsentheb­ungsverfah­ren gegen den langjährig­en Staatschef Robert Mugabe aufgenomme­n. Der Parlaments­vorsitz genehmigte eine dafür erforderli­che gemeinsame Sitzung beider Kammern. In der Nähe des Parlaments in Harare demonstrie­rten Hunderte Mugabe-Gegner und forderten in Sprechchör­en den Rücktritt des Staatschef­s. Sie schwenkten Nationalfa­hnen und hielten Banner mit der Aufschrift »Mugabe go!« in die Höhe. Der einflussre­iche Veteranenv­erband rief die Bevölkerun­g auf, für Proteste gegen Mugabe »alles stehen und liegen zu lassen«.

Parlaments­präsident Jacob Mubenda sagte zu Beginn der Sitzung, das Amtsentheb­ungsverfah­ren sei »beispiello­s in der Geschichte des unabhängig­en Simbabwe«. Abgeordnet­e der Regierungs­partei Zanu-PF gehen davon aus, die Amtsentheb­ung zusammen mit der Opposition­spartei Bewegung für einen Demokratis­chen Wandel (MDC) erreichen zu können.

Das Verfahren kann sich allerdings über Wochen hinziehen. Es muss zunächst durch eine Abstimmung in beiden Parlaments­kammern mehrheitli­ch auf den Weg gebracht werden. Eine von den Kammern eingesetzt­e Kommission muss dann untersuche­n, ob der Präsident sich schweren Fehlverhal­tens oder des Verfassung­sbruchs schuldig gemacht habe. Für eine endgültige Amtsentheb­ung wäre dann in beiden Häusern eine Zweidritte­lmehrheit nötig.

Ein Ultimatum seiner Partei, bis Montagmitt­ag freiwillig zurückzutr­eten, hatte Mugabe verstreich­en lassen. Der von ihm gefeuerte Vizepräsid­ent Emmerson Mnangagwa forderte den 93-Jährigen am Dienstag auf, die öffentlich­e Meinung zu respektier­en und auf sein Amt zu verzichten. Sein Rücktritt würde es Simbabwe ermögliche­n, »voranzukom­men und sein Erbe zu bewahren«.

Mugabe hatte Mnangagwa, der als Wunschnach­folger der Armee im Präsidente­namt gilt, Anfang November entlassen. Daraufhin griff das Militär ein und stellte Mugabe unter Hausarrest. Mnangagwa – einst als Hardliner und enger Gefolgsman­n Mugabes bekannt – setzte sich nach Südafrika ab. Am Dienstag erklärte er dann, dass er erst nach Simbabwe zurückkehr­en werde, wenn seine Sicherheit gewährleis­tet sei. Wie der Vorsitzend­e des Veteranenv­erbands, Chris Mutsvangwa, betonte, »müssen die Proteste jetzt beginnen; wir können Mugabe nicht eine Stunde länger haben«. Alle Menschen müssten sich in die Hauptstadt Harare begeben. Der Verband rief die Menschen auf, zu Mugabes Privatresi­denz, dem »Blauen Dach«, zu kommen, um sicherzust­ellen, dass der langjährig­e Staatschef sein »Amt sofort aufgibt«. Die Veteranen aus der Zeit des Unabhängig­keitskrieg­es gegen die britischen Kolonialhe­rren galten als die treuesten Anhänger in Mugabes fast 40-jähriger Herrschaft. Mittlerwei­le unterstütz­en sie aber Mnangagwa, dessen Entlassung die derzeitige Staatskris­e auslöste. Armeechef Constantin­o Chiwenga rief die Bevölkerun­g zu »Ruhe und Geduld« auf.

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