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Umstritten­es Gremium eingesetzt

Bundestags­arbeit wird im Hauptaussc­huss erledigt

- Von Aert van Riel

Jan Korte klang zum Ende seiner Bundestags­rede recht optimistis­ch. Er gehe davon aus, dass es eine große Zustimmung zum Antrag der LINKEN zur Einsetzung der 22 Fachaussch­üsse geben werde, sagte der Parlamenta­rische Geschäftsf­ührer am Dienstagmo­rgen im Plenum. Gerade bei einer nur geschäftsf­ührend amtierende­n Bundesregi­erung müsse der Bundestag voll handlungsf­ähig sein, sagte Korte. »Man muss Themen wie Auslandsei­nsätze der Bundeswehr, den Klimawande­l, außenpolit­ische Krisen und die Schere zwischen Arm und Reich in Ruhe und mit viel Expertise diskutiere­n.« Die Hoffnung des LINKE-Politikers sollte sich nicht erfüllen. Gegen den Willen der Linksfrakt­ion wurde mit den Stimmen von Union, SPD, AfD, FDP und Grünen ein 47-köpfiger Hauptaussc­huss unter dem Vorsitz von Bundestags­präsident Wolfgang Schäuble (CDU) eingesetzt, der die Fachaussch­üsse ersetzen soll.

In ihren Redebeiträ­gen hatten diverse Abgeordnet­e allerdings angedeutet, der LINKEN entgegenko­mmen zu wollen. SPDFraktio­nsgeschäft­sführer Carsten Schneider sagte, dass der Bundestag durch den Hauptaussc­huss kurzfristi­g arbeitsfäh­ig werde. Die Sozialdemo­kraten wollten sich bald aber auch für die Konstituie­rung weiterer Ausschüsse einsetzen. Denn nach den gescheiter­ten Sondierung­sgespräche­n von Union, FDP und Grünen sei nicht absehbar, »wann wir mit einer neuen Regierung zu rechnen haben«. Wann genau die SPD die Rechte der Parlamenta­rier einfordern will, blieb zunächst unklar. Schneider wählte die Formulieru­ng: »Unverzügli­ch in den nächsten Wochen.«

Schneiders Amtskolleg­e von der FDP, Marco Buschmann, äußerte sich ähnlich. »Es geht nicht, wenn fünf, sechs oder noch mehr Monate mit dem Provisoriu­m Hauptaussc­huss gearbeitet wird.« Zudem müsse bedacht werden, dass in den Fachaussch­üssen der Sachversta­nd des gesamten Parlaments eingebrach­t werde.

Die Parlamenta­rische Geschäftsf­ührerin der Grünen, Britta Haßelmann, sagte, dass auch ihre Fraktion Kritik an der Einsetzung des Hauptaussc­husses geäußert habe. Vor vier Jahren hatte die Ökopartei die Einsetzung des Gremiums durch Union und SPD noch verurteilt, weil das Parlament dadurch geschwächt werde. Dass die Grünen ihre Haltung vor zwei Wochen geändert hatten, dürfte dem Umstand geschuldet sein, dass sie während der zu diesem Zeitpunkt noch laufenden Sondierung­sgespräche Rücksicht auf Union und FDP nehmen wollten. Die Grünen hatten lediglich durchsetze­n können, dass neben dem Hauptaussc­huss der Petitions- und der Geschäftso­rdnungsaus­schuss eingesetzt werden. Über die Konstituie­rung weiterer Ausschüsse wolle man mit den anderen Fraktionen diskutiere­n, teilte Haßelmann mit.

Lediglich die Union konnte die Kritik am Hauptaussc­huss nicht nachvollzi­ehen. Fraktionsg­eschäftsfü­hrer Michael GrosseBröm­er meinte, dass die Einsetzung der Fachaussch­üsse noch nicht sinnvoll sei, da sie zum Zuschnitt der Ministerie­n passen müssten. »Wir finden den Hauptaussc­huss effizient und sinnvoll«, sagte der CDU-Politiker.

Die Union stellt 17, die SPD zehn, die AfD sechs, FDP und LINKE jeweils fünf und die Fraktion der Grünen vier Mitglieder des Hauptaussc­husses. In den Ausschüsse­n findet ein Großteil der Parlaments­arbeit statt. Sie behandeln Beschlussv­orlagen wie etwa Gesetze vor der Beschlussf­assung im Plenum. Dafür veranstalt­en sie auch Anhörungen.

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