nd.DerTag

Landliebha­ber

- Von Thomas Blum

Der Ex-Pink-Floyd-Musiker Roger Waters, der in den vergangene­n Jahrzehnte­n weniger aufgrund seiner fragwürdig­en künstleris­chen Erzeugniss­e von sich reden als durch wiederholt­es antiisrael­isches Gekeife auf sich aufmerksam gemacht hat, gefällt sich ja schon länger darin, gegenüber anderen Musikerinn­en und Musikern als Oberlehrer, Zeigefinge­rschwenker und Bescheidwi­sser aufzutrete­n. Als prominente­r Vertreter der antisemiti­schen BDSKampagn­e (»Boycott, Divestment, Sanctions«) versucht er fortwähren­d, andere Künstlerin­nen und Künstler zu überreden, teils gar zu nötigen, keine Konzerte mehr in Israel zu absolviere­n, und ruft regelmäßig zum Boykott dieses Staates auf, in dem seiner Ansicht nach die Menschenre­chte verletzt werden.

Erfreulich­erweise hat der Musikkriti­ker Jens Balzer bereits vor einigen Jahren alles, was man über Roger Waters wissen muss, mit einer klaren Frage und einer auch gleich mitgeliefe­rten klaren Antwort zusammenge­fasst: »Wann kommt der totale RogerWater­s-Boykott? Die Menschheit hat dabei nichts zu verlieren außer schlechter Musik.«

Der Sänger und Musiker Nick Cave, mittlerwei­le selbst Opfer von Waters’ Marotte, andere belehren zu wollen, hat nun offenbar genug. Soeben hat der immer wieder als »Schmerzens­mann« ti- tulierte australisc­he Sänger zum ersten Mal seit zwei Jahrzehnte­n wieder zwei Konzerte in Tel Aviv gespielt, einer der permissivs­ten und liberalste­n Städte der Welt. Auf einer Pressekonf­erenz sprach Cave sich explizit gegen die Israel-Boykott-Kampagne BDS aus: »Ich liebe das Land und die Israelis. Und ich möchte damit ein Zeichen setzen: Ich kann nicht akzeptiere­n, dass Künstler zensiert und mundtot gemacht werden.« In der Vergangenh­eit, so Cave, sei er »ängstlich« gewesen, zumal da jede und jeder, der auch Israel in seine Tourneedat­en mitaufnehm­e, sofort von Waters und seinen Spießgesel­len behelligt und benörgelt werde.

Zu einem Boykott der Staaten Iran und Saudi-Arabien hat Roger Waters übrigens bisher nicht aufgerufen.

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Foto: dpa/Facundo Arrizabala­ga Nick Cave will nicht mehr für seine Sympathie mit Israel beschimpft werden.

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