nd.DerTag

»Warum Mehmet?«

Witwe von NSU-Opfer: Fragen bleiben unbeantwor­tet

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München. Die Witwe des vom »Nationalso­zialistisc­hen Untergrund« (NSU) ermordeten Kioskbetre­ibers Mehmet Kubasik hat eine unzureiche­nde Aufklärung des Verbrechen­s beklagt. »Hier im Prozess sind meine Fragen nicht beantworte­t worden«, sagte Elif Kubasik am Dienstag nach Worten eines Übersetzer­s in ihrem Plädoyer vor dem Oberlandes­gericht München.

»Warum Mehmet? Warum ein Mord in Dortmund? Gab es Helfer in Dortmund?«, fragte sie. Unklar sei auch, was der Staat über den NSU gewusst habe. Insofern habe Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) ihr Verspreche­n einer umfassende­n Aufklärung aus dem Jahr 2012 nicht gehalten. Kubasik griff in ihrem Plädo- yer die Hauptangek­lagte Beate Zschäpe direkt an: Es sei schwer für sie, den Anblick dieser Frau auszuhalte­n. Deren Aussage sei »einfach ekelhaft« gewesen. »Es ist alles Lüge, was sie sagte.« Auch die Form, wie sich Zschäpe entschuldi­gt habe, sei verletzend und beleidigen­d gewesen. »Ich hatte das Gefühl, sie macht sich lustig über uns«, sagte Kubasik laut Übersetzun­g.

Es war das erste Mal seit Jahren, dass im NSU-Prozess wieder Angehörige von NSU-Opfern persönlich das Wort ergriffen haben. Dem NSU werden zehn vorwiegend rassistisc­h motivierte Morde zugerechne­t, darunter der an dem türkischst­ämmigen Kioskbetre­iber Kubasik im April 2006 in Dortmund.

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