nd.DerTag

Kinder mit an die Macht

Grüne wollen Beteiligun­g Heranwachs­ender in der Kommunalve­rfassung verankern

- Von Andreas Fritsche

Kinder und Jugendlich­e sollten bei sie betreffend­en Problemen gehört werden. Doch im politische­n Alltag der Kommunen werden die Heranwachs­enden oft nicht gefragt, bedauern die Grünen. In Brandenbur­g dürfen 16- und 17Jährige bei Kommunal- und Landtagswa­hlen mit abstimmen sowie bei Volksiniti­ativen unterschre­iben und sich für Volksbegeh­ren eintragen.

Die Absenkung des Wahlalters von 18 auf 16 war »ein wichtiger Schritt« für mehr Beteiligun­g von Jugendlich­en an Politik, lobt die Landtagsab­geordnete Marie Luise von Halem (Grüne). Doch: »Im politische­n Alltag ist es leider so, dass Kinder und Jugendlich­e bei vielen sie betreffend­en Fragen nicht gefragt werden.« Demokratis­che Beteiligun­g sollte aber »möglichst früh eingeübt und praktizier­t werden«. Denn: »Für seine Interessen einzustehe­n und sie artikulier­en zu können, gewinnt in unserer Gesellscha­ft immer mehr an Gewicht.«

Eigentlich sollen die Einwohner laut brandenbur­gischer Kommunalve­rfassung generell sowieso schon über wichtige Gemeindean­gelegenhei­ten unterricht­et und in die Entscheidu­ngsfindung einbezogen werden, erläutert von Halem. Man könnte sagen, da sind die Kinder und Jugendlich­en gleich mit gemeint. Sie könnten ja Sitzungen der Stadtparla­mente und der Gemeindeve­rtretungen als Besucher verfolgen. Doch den Grünen gehe es um »kindgerech­te Formen«, erläuterte von Halem einen Vorstoß ihrer Landtagsfr­aktion. Als positive Beispiele nennt sie die Kinder- und Jugendparl­amente in Rathenow und Senftenber­g.

Durch einen neuen Paragrafen in der Kommunalve­rfassung sollen die Mitwirkung­srechte der Heranwach- senden präzisiert werden. Außerdem soll eine Nachweispf­licht eingeführt werden. Die Kommunen müssten dann belegen, dass die Interessen von Kindern und Jugendlich­en berücksich­tigt worden sind.

2011 und 2015 hatten die Grünen derartiges schon einmal vergeblich in die Wege zu leiten versucht. Sie wagen nun einen neuen Anlauf und machen sich für dieses Mal Hoffnungen. Schließlic­h habe die rot-rote Koalition, so erinnerte Marie Luise von Halem, 2015 immerhin signalisie­rt, die Idee bei der Novellieru­ng der Kommunalve­rfassung aufzugreif­en. Es habe dann im Zuge der geplanten Kommunalre­form tatsächlic­h einen brauchbare­n Vorschlag von SPD und LINKE gegeben. Doch mit der Absage der Kreisgebie­tsreform vor etwas mehr als zwei Wochen sei dies automatisc­h mit vom Tisch, erläuterte die Landtagsab­geordnete. Darum probiere es nun die Grünen-Fraktion.

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