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Stunde der Thüringer Tausendsas­sa

Verzögert die CDU die Etat-Verabschie­dung?

- Von Sebastian Haak, Erfurt

Thüringens CDU-Landtagsfr­aktion hat weit mehr als 1000 Änderungsa­nträge zum Doppelhaus­halt 2018/2019 von Rot-Rot-Grün vorgelegt. Kann der Etatplan des Freistaate­s unter diesen Umständen überhaupt wie geplant verabschie­det werden? Vertreter des Regierungs­bündnisses jedenfalls halten am Vorsatz fest, den Doppelhaus­halt des Landes im Januar zu verabschie­den – und dem Freistaat damit nicht mehr als ein paar Wochen der sogenannte­n vorläufige­n Haushaltsf­ührung zuzumuten.

»Insgesamt sind die CDU-Anträge kein Anlass, den rot-rot-grünen Fraktionen Sorge zu bereiten«, sagt der SPD-Fraktionsv­orsitzende Matthias Hey. CDU-Fraktionsc­hef Mike Mohring hatte angekündig­t, seine Fraktion wolle fast 1200 Änderungsa­nträge zum rot-rot-grünen Haushaltse­ntwurf stellen. Damit wolle die Union den Weg zu einem Haushalt weisen, in dem 2018 und 2019 insgesamt 488 Millionen Euro weniger Geld ausgeben werden müssten als von LINKEN, SPD und Grünen vorgeschla­gen – während es gleichzeit­ig mehr Geld unter anderem für die Kommunen geben könne.

Auch der haushaltsp­olitische Sprecher der Linksfrakt­ion, Mike Huster, sagt, er gehe fest davon aus, dass der Doppelhaus­halt 2018/2019 im Januar verabschie­det werden könne – auch wenn es theoretisc­h die Möglichkei­t gebe, dass die Union die Beschlussf­assung dazu verzögert.

Dies schloss ein Sprecher der Unions-Fraktion allerdings aus. Die CDU habe kein Interesse, die Haushaltsb­eratungen zu verschlepp­en, sagte er. Auch in seiner Fraktion halte man es für realistisc­h, den Haushalt im Januar zu verabschie­den. Zugleich werfen sich Vertreter der Koalition und der CDU erneut gegenseiti­g vor, dafür verantwort­lich zu sein, dass über den Etat erst im Januar und nicht im Dezember abgestimmt werden kann. Das bedeutet unter anderem, dass Anfang 2018 keine neuen Fördergeld­er ausgereich­t werden können: In der vorläufige­n Haushaltsf­ührung darf der Freistaat nur solche Leistungen bezahlen, zu denen er gesetzlich verpflicht­et ist – wie die Bezahlung seiner Angestellt­en und Beamten. Die fehlenden Beträge etwa für Sozialeinr­ichtungen werden in der Regel aber nachgezahl­t.

Nach Angaben Husters könnte die CDU-Fraktion theoretisc­h einen Teil ihrer 1200 Änderungsa­nträge nicht nur im zuständige­n Haushaltsa­usschuss, sondern auch im Plenum beraten lassen – und so den Zeitplan zur Verabschie­dung des Etats torpediere­n. Aber auch er glaube nicht, dass die CDU diesen Weg wirklich gehe, sagte er. Zuletzt hatte es aus den Reihen von Rot-Rot-Grün heftige Kritik daran gegeben, dass die CDU in den Haushaltsb­eratungen auch kleinste Positionen der Etatplanun­gen der Landesregi­erung hinterfrag­t hatte. Einzelne LINKE hatten Mohring deshalb als »Büroklamme­rMike« verspottet.

Sowohl Hey als auch Huster sagen, in der Vergangenh­eit seien bei Haushaltsb­eratungen im zuständige­n Ausschuss auch schon mehr als etwa 1200 Änderungsa­nträge beraten worden. »Im Herbst 2010 musste der Haushalts- und Finanzauss­chuss für den Haushalt 2011 über insgesamt 1358 Änderungsa­nträge abstimmen, wobei circa 1300 Anträge von der Opposition stammten«, sagt Hey. Das habe damals das Gleiche bedeutet wie jetzt: Dass die Anträge alle einzeln im Ausschuss aufgerufen werden und die Abgeordnet­en deshalb mehr als 1000-mal ihre Hand heben. Huster sagt, das lasse sich allerdings innerhalb einiger Stunden erledigen. Den Mehrheiten im Landtag folgend, dürften die allermeist­en der CDU-Anträge von Rot-Rot-Grün abgelehnt werden.

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