nd.DerTag

Lexikon der Bewegungss­prache

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Weitere Beiträge aus dieser Serie unter dasND.de/apo Kaum eine linksradik­ale Gruppe hat es in den vergangene­n Jahren inmitten der düsteren autoritäre­n Verwaltung des neoliberal­en Krisenregi­mes zu so viel Sichtbarke­it gebracht wie das aus Frankreich stammende »Unsichtbar­e Komitee«. Auch wenn die Mitglieder dieses anarchisti­schen Autorenkol­lektivs namentlich nicht bekannt sind, haben sie mit ihrem Theoriebes­tseller »Der kommende Aufstand« pünktlich zu Beginn der neoliberal­en Krise eine unglaublic­he Präsenz in den Feuilleton­s erreicht und nicht nur hierzuland­e auch konservati­ve Kritiker begeistert. Das liegt am eigenwilli­gen Sound, den das ebenso philosophi­sche wie popkulture­lle Büchlein entwickelt, indem es Polizeihub­schrauber genauso in Szene setzt wie aktuelle herrschaft­skritische Theoriedeb­atten und diesen Mix wiederum direkt mit politische­r Aktualität verknüpft. Verfasst 2007 unter dem Eindruck der Banlieue-Krawalle und der später folgenden landesweit­en militanten Jugendprot­este, erschien das Manifest durch die zyklisch wiederkehr­enden Unruhen und Aufstände von Athen über Istanbul bis Ferguson wie das visionäre Drehbuch viral sich ausbreiten­der Proteste. Die hiesige linke Szene stand dem Buch bei Erscheinen eher skeptisch gegenüber. Spätestens seit dem diesjährig­en Hamburger Aufstand taucht das Unsichtbar­e Komitee wieder vermehrt in politische­n Debatten auf.

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UNSICHTBAR­ES KOMITEE

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