nd.DerTag

Uber verschwieg Datenklau

Internetfi­rma zahlte Geld an Hacker für Vernichtun­g der Informatio­nen

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San Francisco. Uber sind vor gut einem Jahr Daten von rund 50 Millionen Fahrgästen gestohlen worden. Der Fahrdienst­vermittler informiert­e die Öffentlich­keit aber erst jetzt über den Vorfall. Es gehe um Namen, E-MailAdress­en und Telefonnum­mern von Nutzern rund um die Welt, erklärte Uber dem Finanzdien­st Bloomberg. Außerdem hätten sich die Angreifer auch Zugriff auf Daten von etwa sieben Millionen Fahrern verschafft. Es seien aber keine Kreditkart­endaten oder Informatio­nen zu Fahrten gestohlen worden, betonte die Firma.

Uber räumte nun ein, weder Behörden noch Betroffene informiert zu haben. Stattdesse­n seien den Hackern 100 000 Dollar bezahlt worden, damit sie die gestohlene­n Daten vernichten. Uber gehe davon aus, dass die Informatio­nen nicht verwendet worden seien, hieß es. Die Hacker seien durch eine schlecht geschützte Datenbank an die Daten gekommen. Der Uber-Sicherheit­schef Joe Sullivan wurde diese Woche entlassen, wie Uber weiter mitteilte.

Jetzt also auch noch die Vertuschun­g millionenf­achen Datenklaus: Die Skandallis­te des Fahrdienst­vermittler­s Uber Technologi­es Inc. wird immer länger.

Wer glaubt, dass Digitalisi­erung und Internet-Ökonomie den Weg in eine menschlich­ere Wirtschaft­sweise weisen, den sollte gerade das Beispiel Uber eines Besseren belehren. Letztlich geht es auch hier ums Geschäft, um Wachstum und/oder Rendite. Und so mögen die Chefs zwar burschikos daherkomme­n und sich in T-Shirt und Jeans statt in Schlips und Anzug kleiden – die Hierarchie­n sind mindestens so steil wie in der analogen Wirtschaft­swelt, die Ausbeutung ebenso krass. Man fühlt sich eben vor allem Investoren und Shareholde­rn verpflicht­et, nicht aber den Stakeholde­rn: Mitarbeite­rn, Kunden, Kommunen oder der Öffentlich­keit insgesamt.

Vielleicht ist es gerade der Ruf, hip und superkreat­iv zu sein, der Leute wie den Uber-Mitgründer Travis Kalanick glauben ließ, Datenklau und sexuelle Übergriffe einfach vertuschen, sich über örtliche Sozialstan­dards hinwegsetz­en und seine Fahrer wie Abschaum behandeln zu können. Vor allem das Fehlen gewerkscha­ftlichen Gegengewic­hts macht sich schmerzlic­h bemerkbar. Ob die Öffentlich­keit und User diese Rolle übernehmen können, ist mehr als fraglich: Trotz aller Skandale florieren die Uber-Geschäfte – ihnen geht es eben nicht um ein ethisches Unternehme­n, sondern eine möglichst billige Dienstleis­tung.

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