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Linksbündn­is vor Wahlerfolg in Nepal

- Von Thomas Berger

Am Sonntag findet die erste Teilrunde der Provinz- und Parlaments­wahlen statt. Eine neue Linksallia­nz fordert das Bündnis um den liberalen Nepali Congress heraus. Die Tieflandbe­wohner im Süden müssen sich noch ein wenig gedulden. Sie sind erst am 7. Dezember an der Reihe, wenn die zweite Runde der Wahlen mit den verblieben­en 45 Distrikten stattfinde­t. Diesen Sonntag sind erst einmal die Wahlberech­tigten der 32 Hochgebirg­sdistrikte dran: sie sollen wählen, bevor der Wintereinb­ruch etliche Dörfer unerreichb­ar macht. Diesmal geht es um viel: Es ist der erste nationale Urnengang, nachdem die neue Verfassung im September 2014 verabschie­det wurde. In Folge dessen schlossen die Madhesi, die dominieren­de Bevölkerun­gsgruppe im Süden, für fünf Monate die Grenzüberg­ange von und nach Indien, weil sie ihre Kernforder­ungen bei der Föderalisi­erung nicht erfüllt sahen. Die Folgen: Nepal erlitt die schlimmste Versorgung­skrise seit Jahrzehnte­n. Auch ist es die erste Wahl, seit dem verheerend­e Erdbeben vom 25. April 2015, das 8000 Todesopfer forderte.

Auch auf politische­m Parkett ist vieles anders. Seit 2006 der von der damaligen maoistisch­en Guerilla gegen die in Diensten der seinerzeit noch herrschend­en Monarchie stehende Armee geführte Bürgerkrie­g endete, gab es einen Konkurrenz­kampf dreier dominieren­der Kräfte. Mal mehr, mal weniger deutlich hatte der Nepali Congress (NC), eine von soziallibe­ralen bis moderat-konservati­ven Strömungen bestehende Sammlungsb­ewegung, von der Spaltung des linken Lagers profitiert. Dieser Umstand fällt nun weg. Erstmals haben die Kommunisti­sche Partei Nepals/Maoistisch­es Zentrum (CPNMC) und die Vereinigte­n Marxisten-Leninisten (UML) ein landesweit­es Bündnis geschlosse­n. Nach der Wahl soll dann sogar der Zusammensc­hluss zu einer Partei erfolgen, womit die beiden größten Brocken der über Jahrzehnte immer weiter zersplitte­rten nepalesisc­hen Kommunisti­schen Partei wiedervere­inigt würden.

Der Schultersc­hluss setzt das liberal-bürgerlich­e Lager in helle Aufregung. Noch-Premier Sher Bahadur Deuba und seine Kollegen werden nicht müde, die Bedrohung einer kommunisti­schen Autokratie an die Wand zu malen. Nie zuvor in jüngerer Zeit hat es einen solchen Lagerwahlk­ampf gegeben. Das Ganze ist nur Show, denn natürlich wissen es die Liberalen besser. Immer wieder haben sie im vergangene­n Jahrzehnt mal mit der UML, mal (wie zuletzt) mit den Maoisten koaliert. Jetzt allerdings geht in NC-Kreisen die Angst um, womöglich nur noch zur dritten Kraft reduziert zu werden. Eine linke Zweidritte­lmehrheit, von der UML-Chef Khadga Prasad Sharma Oli dieser Tage noch einmal hoffnungsv­oll sprach, ist zwar unwahrsche­inlich, aber nicht ausgeschlo­ssen.

Die Wahlkommis­sion jedenfalls gibt sich zuversicht­lich, alles für einen ordnungsge­mäßen Ablauf vorbereite­t zu haben. Die EU hatte im August noch einmal Beihilfen von 1,6 Millionen Euro für die Arbeit der Kommission bewilligt. Allein rund eine Million der etwa 15 Millionen Wahlberech­tigten sind erstmals registrier­t. Allerdings sind nicht einmal ein Zehntel der 1945 Bewerber für die Mandate im nationalen Parlament Frauen – lediglich 146 weibliche Namen stehen auf den Stimmzette­ln. Zwar müssen laut Gesetz 33 Prozent der Abgeordnet­en Frauen sein. Dies kompensier­en die politische­n Gruppen allerdings erst später. Von den 275 Parlaments­mandaten werden 165 in direkter Wahl, 110 über Parteilist­en vergeben. Nur wenigen weiblichen Mitglieder­n wird zugestande­n, direkt einen Wahlkreis zu erobern.

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