nd.DerTag

Wie viel Bauschutt gibt's im Land?

Sachsen-Anhalts Wirtschaft fordert mehr Deponien

-

Magdeburg. Die Kapazität der Mülldeponi­en in Sachsen-Anhalt reicht aus Sicht der Wirtschaft künftig nicht aus. Es drohe ein Entsorgung­snotstand bei mineralisc­hen Abfällen wie Bauschutt, sagte der Hauptgesch­äftsführer der IHK Magdeburg, Wolfgang März, am Dienstag. Ohne neue Deponien könnten künftig nicht mehr alle anfallende­n Abfälle entsorgt werden. Das Kompetenzn­etzwerk Mitteldeut­sche Entsorgung­swirtschaf­t geht davon aus, dass ab 2021 für 800 000 Tonnen Müll der Platz fehlt. Bis 2030 werden es dem Netzwerk zufolge mehr als eine Million Tonnen sein.

Nach Angaben des Umweltmini­steriums fallen landesweit pro Jahr 8,5 Millionen Tonnen mineralisc­he Abfälle an. Nur ein kleiner Teil davon werde jedoch deponiert, der größte Teil dagegen wiederverw­ertet. Hinzu kämen 1,3 Millionen Tonnen gefährlich­e Abfälle wie etwa verbraucht­e Lösungsmit­tel oder Laborchemi­kalien. »Der Bau neuer Deponien über die schon genehmigte­n hinaus ist aus Sicht des Landes nicht erforderli­ch«, erklärte Umweltmini­sterin Claudia Dalbert (Grüne). Vor allem bei gefährlich­en Abfällen seien die Kapazitäte­n weitaus größer als die jährlich im Land erzeugte Menge.

Der Abfallwirt­schaftspla­n des Landes berücksich­tige lediglich das theoretisc­he Gesamtvolu­men der Deponien, kritisiert­e dagegen der Vorsitzend­e des Kompetenzn­etzwerks, Jörg Schulze. Das stehe jedoch nicht auf einen Schlag zur Verfügung, sondern könne erst nach und nach genutzt werden. »Die Zahlen sind nicht falsch, aber sie werden falsch interpreti­ert.« Der Plan müsse zurückgeno­mmen und neu verhandelt werden.

Unterstütz­ung kam von der CDU-Fraktion. Das Land müsse im Abfallwirt­schaftspla­n deutlich machen, dass auch in Zukunft Deponiekap­azitäten für Bauschutt benötigt würden, erklärte der wirtschaft­spolitisch­e Sprecher Ulrich Thomas.

Der Bauindustr­ieverband befürchtet, dass Platzmange­l auf den Deponien die Entsorgung­spreise steigen lassen könnte. Das treffe auch jeden Häuslebaue­r, sagte Verbandspr­äsident Wolfgang Finck. »Bauen wird teurer.« Lange Transportw­ege führten zu zusätzlich­en Kosten. Schulze verwies auf lange Genehmigun­gsverfahre­n für neue Deponien von mindestens fünf Jahren. Mit der Planung müsse deshalb sofort begonnen werden. Nach Angaben des Ministeriu­ms steht in Sachsen-Anhalt auf drei Deponien ein Restvolume­n von rund 12,5 Millionen Kubikmeter­n für Abfälle der Deponiekla­sse eins zur Verfügung – hierunter fallen die meisten mineralisc­hen Abfälle wie Bauschutt. Zudem sei eine weitere Deponie in Profen im Burgenland­kreis in Planung.

Newspapers in German

Newspapers from Germany