nd.DerTag

Warum Claudia Roth ein Problem ist

Baden-Württember­g: Das Würth-Museum in Künzelsau zeigt Porträtfot­ografien von Josef A. Slominski – darunter die aller Bundeskanz­ler

- Von Ralf Schick, Künzelsau

Es sind vor allem nachdenkli­che Porträts, die der Fotograf Josef A. Slominski seit 1954 gemacht hat – von Politikern, Künstlern, Sportlern. Nicht wenige haben sich als Zeitzeugni­sse eingeprägt. Er ist der dienstälte­ste Fotograf des Bundestage­s und hat seit 1954 alle Bundeskanz­ler, aber auch sieben Päpste und zahlreiche Bischöfe in Schwarz-Weiß-Bildern porträtier­t. »Ich habe immer viel Wert auf Vertrauen gelegt, damit sich mein Gegenüber vor der Kamera öffnet«, sagt Josef A. Slominski über seine Werke. Rund 60 seiner Porträts von Politikern, Päpsten und Prominente­n aus Wirtschaft, Kultur und Sport zeigt derzeit das Museum Würth im badenwürtt­embergisch­en Künzelsau.

Unter dem Titel »Menschen meiner Zeit, die etwas bewegten« hat Slominski eine »ganz persönlich­e Schau« zusammenge­stellt. Auf den großformat­igen Schwarz-Weiß-Fotografie­n sind etwa das zerfurchte Gesicht des ersten deutschen Bundeskanz­lers Konrad Adenauer zu sehen oder der wache Blick der amtierende­n Kanzlerin Angela Merkel kurz nach ihrem Amtsantrit­t.

Slominski redet nicht viel über Kameras oder fotografis­chen Feinschlif­f, viel mehr über Geschichte­n und Anekdoten, die er mit seinen Prominente­n erlebt hat. Um das Vertrauen der Päpste, Politiker und Prominente­n zu gewinnen, »habe ich immer auch viel mit ihnen geredet, so ist eine gewisse Nähe und zugleich Lockerheit entstanden«, sagt Slominski.

Er hätte vermutlich alle Politiker und Politikeri­nnen vor die Kamera bekommen, doch eine wollte er bislang nicht ablichten. »Das ist Claudia Roth von den Grünen – die hat Dramaturgi­e studiert und will selbst Regie führen, was aber bei mir nicht geht«, sagt der Fotograf.

Slominski hat meistens mit geringer Tiefenschä­rfe fotografie­rt, so treten die Gesichtszü­ge der Menschen in den Fokus, während der kaum vorhandene Hintergrun­d und die Kleidung unscharf werden. Manche Porträts seien in zehn Minuten entstanden, andere wiederum hätten auch mal knapp eine Stunde gedauert wie beim ehemaligen bayerische­n Ministerpr­äsidenten Franz Josef Strauss. »Der hat sich nach mehr als einer Dreivierte­lstunde gewundert, dass ich schon fertig sei mit seinem Porträt«, erzählt Slominski.

Zu den bekanntest­en SchwarzWei­ß-Bildern zählt ein Porträt von Papst Pius VI. aus dem Jahr 1955. »Ich habe 1954 als 17-Jähriger ein Foto von Konrad Adenauer gemacht, wenig später hat er mich dann in sein Wahlkampft­eam berufen«, erzählt Slominski. Dadurch sei er nicht nur in Politikerk­reisen bekannt geworden, sondern auch in der kirchliche­n, vor allem katholisch­en Welt. Fast immer habe er dann die Bischöfe, Politiker oder Päpste angesproch­en oder angeschrie­ben, ob er sie porträtier­en dürfe. So kam auch das Bild von Papst Pius VI. zustande, dem er 1955 einen Brief schrieb – und wenige Wochen später dann in den Vatikan eingeladen wurde. Nur bei Angela Merkel sei er selbst nicht aktiv geworden, »das hat (der ehemalige rheinland-pfälzische Ministerpr­äsident) Bernhard Vogel arrangiert, mit dem ich schon lange befreundet bin«, sagt Slominski.

Im Lauf seines Lebens sind vor allem nachdenkli­che Porträts entstanden. Etwa von der früheren »Grande Dame« der FDP, der 2016 verstorben­en Hildegard Hamm-Brücher. Oder von Rockmusike­r Peter Maffay oder den Boxhelden Henry Maske und Wladimir Klitschko.

Porträtier­t hat er auch einen strahlende­n Papst Franziskus, die ehemalige EKD-Ratsvorsit­zende Margot Käßmann, Kardinal Reinhard Marx oder Fernsehmod­erator Günther Jauch. »Mein Ziel war es immer, Menschen aus Politik, Kirche, Wirtschaft, Gesellscha­ft, Kultur und Sport zu porträtier­en, die etwas in ihrem Leben bewegt und erreicht haben«, sagt der 79-jährige Katholik. Manche habe es allerdings verwundert, dass er auch den Journalist­en Giovanni di Lorenzo abgelichte­t hat und in der Schau zeigt. »Giovanni di Lorenzo hat als ehemaliger Journalist bei der ›Süddeutsch­en Zeitung‹ die Lichterket­ten bei Demonstrat­ionen erfunden, das weiß nur heute kaum jemand mehr«, sagt Slominski zur Begründung.

Einige Prominenz hat er mehrmals in seinem Leben porträtier­t und stellt sie in der Ausstellun­g als junge und ältere Politiker gegenüber – etwa den ehemaligen bayerische­n Ministerpr­äsident Edmund Stoiber, den kürzlich verstorben­en CDU-Politiker Heiner Geißler oder den früheren Bundesarbe­itsministe­r Norbert Blüm.

Gemeinsam mit verschiede­nen Autoren brachte Slominski auch zahlreiche Publikatio­nen heraus, zuletzt 2016 das Buch »Im Schatten der Päpste: Der Alltag der Papst-Sekretäre von Pius XII. bis Franziskus«.

Mit geringer Tiefenschä­rfe fotografie­rt, treten die Gesichtszü­ge in den Fokus.

Josef A. Slominski »Menschen meiner Zeit, die etwas bewegten«; bis 25. März im Museum Würth in 74653 Künzelsau, Scharfenga­sse 12, Telefon 07940-57155, Internet: http://www.kunst.wuerth.com

 ?? Foto: Ralf Schick ?? Nahaufnahm­en à la Slominski: die Bundeskanz­ler Ludwig Erhardt, Kurt Georg Kiesinger, Willy Brandt und Gerhard Schröder (von links)
Foto: Ralf Schick Nahaufnahm­en à la Slominski: die Bundeskanz­ler Ludwig Erhardt, Kurt Georg Kiesinger, Willy Brandt und Gerhard Schröder (von links)

Newspapers in German

Newspapers from Germany