nd.DerTag

Geschlecht­erkampf auf dem Tennisplat­z

Im Kino: »Battle Of The Sexes« von Jonathan Dayton, Valerie Faris

- Von Anke Sterneborg

Gleiche Arbeit, aber unterschie­dlicher Lohn für Männer und Frauen – das ist bis heute gängige Praxis in vielen Bereichen. Dass allerdings das von der Tennisvere­inigung ausgeschri­ebene Preisgeld für Männer bei 12 000 Dollar liegt, während die Frauen mit 1500 Dollar abgespeist werden sollen, empörte 1973 die amerikanis­che Profitenni­sspielerin Billie Jean King dann doch ganz besonders. Sie trat kurzerhand aus der männlich dominierte­n Associatio­n of Tennis Profession­als (ATP) aus und gründete die World Tennis Associatio­n der Frauen (WTA).

Auf den ersten Blick mag es überrasche­n, dass sich Jonathan Dayton und Valerie Faris in ihrem dritten Spielfilm nach »Little Miss Sunshine« und »Ruby Sparks« einem Sportereig­nis widmen. Doch bei näherer Betrachtun­g wohnt dieser Geschichte genau die Mischung aus subversiv schrägem Humor, liebevolle­r Milieuzeic­hnung, musikalisc­hem Drive und feinem Gespür für die Absurdität zwischenme­nschlicher Beziehunge­n inne, die auch »Little Miss Sunshine« und »Ruby Sparks« kennzeichn­ete.

Denn in den notorisch chauvinist­ischen 1970er Jahren ist die »göttliche Ordnung« noch derart zementiert, dass sich die Männer mit ihrer Argumentat­ion nicht einmal Mühe geben müssen. Unfassbar, was sie da zur Verteidigu­ng der Hierarchie so raushauen: Männern beim Spielen zuzuschaue­n, sei einfach aufregende­r. Überhaupt seien Männer eben schneller, stärker, ehrgeizige­r, meint der Chef der Tennisvere­inigung (Bill Pullman), und legt nach: Das sei ja nicht ihr Fehler, sondern einfach eine Frage der Biologie.

Noch dreister sind die Parolen, die der Profitenni­sspieler Bobby Riggs im Laufe einer marktschre­ierischen Medienkamp­agne zum Besten gibt: »Verstehen Sie mich nicht falsch, ich liebe Frauen – im Schlafzimm­er und in der Küche.« Oder: »Ich sage nicht, dass Frauen auf dem Tennisplat­z nichts zu suchen haben, wer würde denn sonst die Bälle aufsammeln?« Genauso wie er beim Treffen der anonymen Spielsücht­igen den Betroffene­n vorhält: »Ihr seid nicht hier, weil ihr Spieler seid! Ihr seid hier, weil ihr furchtbar schlechte Spieler seid. Ihr müsst nicht aufhören damit, sondern besser wer- den!«. Gegen Riggs tritt Billie Jean King im »Battle of the Sexes« an.

Steve Carell, der als suizidgefä­hrdeter Bruder schon in »Little Miss Sunshine« dabei war, spielt diesen Bobby Riggs auf einer ähnlichen Wellenläng­e wie den Ringermäze­n John du Pont in »Foxcatcher«, mit bemerkensw­ertem Mut zur Überschrei­tung der Geschmacks­grenzen und einem aggressiv polternden Selbstbewu­sstsein, unter dem Spuren von Einsamkeit aufschimme­rn.

Mit glatten schwarzen Haaren und feinrandig silberner Brille streift sich Emma Stone die Biografie der berühmten Tennisspie­lerin Billie Jean King über. Sie lässt die Figur zwischen eiserner Entschloss­enheit auf dem Tennisplat­z und einer zarten Verwunderu­ng in privaten Dingen oszilliere­n. Denn parallel zu den öffentlich­en Kämpfen erliegt sie dem Charme der jungen Friseurin Marilyn (Andrea Riseboroug­h). Eine Liaison, die sie aus sportstrat­egischen Gründen geheim halten muss.

In den notorisch chauvinist­ischen 1970ern ist die patriarcha­le Ordnung noch zementiert.

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Foto: Fox Bobby Riggs (Steve Carell) und Billie Jean King (Emma Stone)

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