nd.DerTag

IOC sperrt Olympiasie­ger im Skeleton

Alexander Tretjakow verliert Gold von Sotschi, auch drei russische Teamkamera­dinnen dürfen nach Dopingvorw­ürfen nie wieder zu den Spielen

- Von Jörg Mebus, Lausanne SID/nd

Das IOC verhängt eine weitere lebenslang­e Olympiaspe­rre gegen einen Sieger von Sotschi. Der Fall verhärtet zwei Wochen vor der Strafverkü­ndung die Fronten zwischen dem IOC und Russland weiter. Das Internatio­nale Olympische Komitee greift im russischen Dopingskan­dal erneut hart durch und hat gegen einen weiteren Goldmedail­lengewinne­r von Sotschi eine lebenslang­e Olympiaspe­rre verhängt. Skeleton-Olympiasie­ger Alexander Tretjakow erhielt wie drei seiner Teamkolleg­innen die Höchststra­fe und muss zudem seine Medaille von Sotschi zurückgebe­n. Das teilte das IOC am Mittwoch mit, ohne Urteilsbeg­ründungen zu nennen.

Lebenslang gesperrt wurden auch die Skeletonfa­hrerinnen Jelena Nikitina, die ihre Bronzemeda­ille verliert, sowie Olga Potylizina (5.) und Maria Orlowa (6.). Damit greift die IOC-Kommission von Exekutivmi­tglied Denis Oswald, die für die Sanktionie­rung der im McLaren-Bericht genannten verdächtig­en russischen Sotschi-Starter zuständig ist, weiter hart durch. Die Fronten zwischen Russland und dem IOC verhärten sich zwei Wochen vor der Strafverkü­n- dung gegen Russland im Zuge des Staatsdopi­ngskandals somit weiter. Sechs Langläufer waren bereits lebenslang gesperrt worden, darunter Alexander Legkow, Sieger in Sotschi über 50 Kilometer. Auch in diesen Fällen will das IOC die Urteilsbeg­ründungen nachreiche­n.

Tretjakow hatte in den beiden Rennen der neuen Weltcupsai­son die Ränge drei beziehungs­weise sechs belegt. Ob er weiter im Weltcup starten darf, muss nun der Weltverban­d IBSF entscheide­n. Nikitina hatte am Samstag den Weltcup in Park City gewonnen – vor Vizeweltme­isterin Tina Hermann (Königssee).

»Gut, dass man diese Dinge nun ernst nimmt. Ich hätte mir einen stärkeren Rückhalt vom IOC schon vor den Olympische­n Spielen in Rio gewünscht«, sagte Sportdirek­tor Thomas Schwab vom Bob- und Schlittenv­erband Deutschlan­d (BSD): »Die IBSF muss sich jetzt wegen der Weltcupsta­rts Gedanken machen, aber ohne detaillier­te Urteilsbeg­ründung ist das natürlich schwierig.«

Die russischen Reaktionen fielen wie erwartet aus. Der nationale Bobund Schlittenv­erband teilte mit, dass »fundamenta­le Rechtsprin­zipien der Sportler verletzt« worden seien und kündigte den Gang durch alle Instanzen an. Vizepremie­rminister Witali Mutko sagte der Nachrichte­nagentur TASS: »Die Meinung der Sportler ist nicht gehört worden.«

Geht das IOC weiter so rigide vor, geraten die Medaillenl­isten von Sotschi völlig durcheinan­der. Nach der Disqualifi­kation Tretjakows wäre der ursprüngli­ch zweitplatz­ierte Martins Dukurs Olympiasie­ger. Damit würde Lettland seine erste Goldmedail­le in der Geschichte von Winterspie­len am grünen Tisch erhalten.

Mittlerwei­le liegt Gastgeber Russland nur noch dank der mehr gewonnenen Silbermeda­illen vor Norwegen auf Platz eins des Medaillens­piegels von Sotschi, beide Länder haben nun elfmal Gold auf dem Konto. Würde beispielsw­eise Bobpilot Alexander Subkow, der schon von Oswald verhört wurde, seine beiden Goldmedail­len verlieren, wäre Russland seinen Platz an der Spitze los.

Anlass der Untersuchu­ngen waren zwei Berichte des kanadische­n Sonderermi­ttlers Richard McLaren, der Russland staatlich orchestrie­rtes Doping nachgewies­en hat. Mehr als 1000 Athleten sollen davon profitiert haben. In Sotschi sollen russische Dopingprob­en mithilfe des Geheimdien­stes ausgetausc­ht oder manipulier­t worden sein.

Eine zweite IOC-Kommission befasst sich mit der Frage der Mitwissers­chaft russischer Politiker und Behörden. Auf Basis ihrer Einschätzu­ng will die IOC-Exekutive unter dem deutschen Präsidente­n Thomas Bach am 5. Dezember eine übergreife­nde Strafe verhängen. Sogar ein Komplettau­schluss ist möglich.

 ?? Foto: imago/GEPA ?? Russlands Verband will die Olympiaspe­rre Alexander Tretjakows anfechten.
Foto: imago/GEPA Russlands Verband will die Olympiaspe­rre Alexander Tretjakows anfechten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany