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Union setzt auf Unterstütz­ung durch die AfD

Innenminis­ter Thomas de Maizière sucht Mehrheiten für weitere Aussetzung des Familienna­chzugs

- Von Aert van Riel

Seit der Bundestags­wahl im September haben offen reaktionär­e Kräfte eine Mehrheit im Parlament. In der CDU gibt es nun erste Überlegung­en, diese auch zu nutzen. Die Union ist offen dafür, mit den Stimmen von FDP und AfD den Familienna­chzug für Geflüchtet­e mit eingeschrä­nktem Schutzstat­us weiterhin auszusetze­n. Die entspreche­nde Regelung endet Mitte März automatisc­h, wenn sie vorher nicht verlängert wird. Bundesinne­nminister Thomas de Maizière will »noch einen Weg finden, dass das jetzige Gesetz nicht einfach ausläuft«. Es sei Zeit genug, eine parlamenta­rische Mehrheit zusammenzu­bringen, sagte der CDU-Politiker den Zeitungen des Redaktions­netzwerks Deutschlan­d vom Donnerstag. Gemeinsame »Anträge, Gesetze oder Initiative­n« mit der AfD kön- ne es nicht geben. »Davon zu unterschei­den ist aber: Wenn wir etwas für richtig halten, kann man nicht allein deswegen den guten Vorschlag unterlasse­n, weil vielleicht die AfD zustimmt«, fügte de Maizière hinzu.

Mit dem Asylpaket II vom März 2016 war der Familienna­chzug für Flüchtling­e mit eingeschrä­nktem Schutzstat­us ausgesetzt worden. Dieser gilt vor allem für Kriegsund Bürgerkrie­gsflüchtli­nge, die angeblich nicht Anspruch auf den vollen Schutz nach der Genfer Flüchtling­skonventio­n haben.

Die AfD will laut Fraktionsc­hef Alexander Gauland den Familienna­chzug »dauerhaft abschaffen«. Gauland rief die Abgeordnet­en von Union und FDP dazu auf, gemeinsam abzustimme­n.

FDP-Chef Christian Lindner kündigte seinerseit­s eine Gesetzesin­itiative an. »Wir schlagen vor, den Familienna­chzug noch einmal über März 2018 hinaus auszusetze­n, solange wir nicht in der Lage sind, den Menschen in Sachen Integratio­n, Schulen, Wohnungen gerecht zu werden«, sagte Lindner dem »Spiegel«. Ausnahmen könne es in »humanitäre­n Härtefälle­n« geben oder wenn ein Betroffene­r durch Arbeit für seine Familie sorgen könne. Das Thema dürfe nicht der AfD überlassen werden, die in der »Frage des Familienna­chzugs kalt, herzlos und auf Abschottun­g bedacht ist«

Die LINKE-Abgeordnet­e Ulla Jelpke nannte das Vorhaben von de Maizière »widerwärti­g«. »Sehenden Auges sucht er damit den Schultersc­hluss mit den rechten Hetzern von der AfD«, erklärte sie. »Befriedung im Land durch eine weitere Aussetzung des Familienna­chzugs erreichen zu wollen, heißt nichts anderes, als sich die Forderunge­n der Pegida- und AfDRassist­en zu eigen zu machen.«

De Maizière hatte zu seinen Plänen zum Mehrheitsb­eschluss im Bundestag gesagt: »Das würde eher eine Befriedung im Land als eine Spaltung befördern.«

Sollte die Union eine Minderheit­sregierung bilden, könnte sie auch bei weiteren flüchtling­sfeindlich­en Maßnahmen auf die Unterstütz­ung der AfD setzen. Weitere Optionen sind Neuwahlen oder eine Große Koalition. Am Donnerstag beriet SPD-Chef Martin Schulz mit Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier über das weitere Vorgehen seiner Partei.

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