nd.DerTag

Das Geld der anderen

Ulrike Henning über den Eifer beim Verplanen von Krankenkas­senübersch­üssen

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Die Begehrlich­keiten im deutschen Gesundheit­swesen sind groß – und zwar permanent. So darf es nicht verwundern, wenn sich die gesetzlich­en Krankenkas­sen schwer tun, ihre ansehnlich­en Überschüss­e gleich wieder an die Versichert­en zurückzuge­ben. Immerhin können diese sich eine Kasse aussuchen, die möglicherw­eise einen geringeren Zusatzbeit­rag verlangt. Vor einer Erhöhung im übernächst­en Jahr ist dabei aber niemand gefeit. Die Kassen haben auf jeden Fall keine Wahlgesche­nke zu verteilen.

Besonders von Seiten der Politik ist es unlauter, solche Rückzahlun­gen an die Versichert­en zu verlangen. Seit Jahren versäumen es die Bundesländ­er, ihren gesetzlich­en Anteil an der Krankenhau­sfinanzier­ung zu leisten, seit Jahren lenken die Kliniken ihre Einnahmen von Seiten der Krankenkas­sen zum Teil in dringend nötige Investitio­nen um.

Auch sind sich die Krankenkas­sen aufgrund verschiede­n hoher Überschüss­e untereinan­der nicht grün. Der Risikoausg­leich funktionie­re nicht richtig, wird der AOK als am besten abschneide­nden Gruppe vorgeworfe­n. Hier nachzusteu­ern ist eine weitere politische Aufgabe, die aus Furcht vor Konflikten mit den mächtigen Interessen­gruppen bisher ausblieb. Wenn die Kassen das Geld der Versichert­en lieber zusammenha­lten wollen, ist ihnen das angesichts absehbarer neuer Forderunge­n aus allen Richtungen zuallerlet­zt vorzuwerfe­n.

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