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Schwarz-Gelb macht nicht mobil

NRW: Sozialtick­et soll nicht mehr gefördert werden

- Von Sebastian Weiermann

Der nordrhein-westfälisc­he Verkehrsmi­nister Hendrik Wüst hat am Mittwoch verkündet, dass Nordrhein-Westfalen die Förderung des Sozialtick­ets für Bedürftige kürzen und dann abschaffen wird. Seit sechs Jahren gibt es in NordrheinW­estfalen Sozialtick­ets, die aus Landesmitt­eln gefördert werden. 2011 wurde das Ticket von der rot-grünen Minderheit­sregierung eingeführt. Es sollte dabei helfen, die »Teilhabe aller Bevölkerun­gsschichte­n an einem durch Mobilität bestimmten Leben« sicherzust­ellen. Damit wollen CDU und FDP jetzt Schluss machen. Im Verkehrsau­sschuss des Landtages kündigte Minister Hendrik Wüst (CDU) an, das Ticket würde in den kommenden zwei Jahren nur noch reduziert gefördert, 2020 soll die Förderung auslaufen. Bisher bezuschuss­te das Land die Tickets mit 40 Millionen Euro jährlich.

Der CDU-Verkehrspo­litiker Klaus Voussem verteidigt­e die Pläne der Landesregi­erung: »Unser Schwerpunk­t beim Öffentlich­en Personenna­hverkehr liegt in der Verbesseru­ng und im Ausbau der Infrastruk­tur.« Außerdem hätten die Verkehrsve­rbünde durch gestaffelt­e Kürzung der Zuschüsse genug Zeit, sich »auf die Veränderun­gen« einzustell­en und es stehe ihnen frei, weiter ein Sozialtick­et anzubieten. Das wird allerdings ohne die Landesmitt­el äußerst schwierig.

Arndt Klocke, Fraktionsv­orsitzende­r der Grünen im Landtag nennt die Entscheidu­ng ein »sozialpoli­tisches Armutszeug­nis«, das er »nicht einmal der CDU zugetraut« habe. Christian Leye, Landesvors­itzender der LINKEN in NRW, kritisiert das Vorhaben der Landesregi­erung und erinnert an das Konzept seiner Partei, das einen solidarisc­h finanziert­en, fahrschein­losen Nahverkehr vorsieht. Ein solches Konzept sei machbar, »denn immerhin sind schon heute normale Tickets etwa zur Hälfte öffentlich finanziert.«

Auch von Menschen, die direkt mit den Nutzern des Sozialtick­ets zu tun haben hagelt es Kritik. Bastian Pütter ist Redaktions­leiter des sozialen Straßenmag­azins »bodo« aus Dortmund. Die »bodo« wird von Wohnungslo­sen im östlichen Ruhrgebiet verkauft. Pütter nennt das Vorhaben der Landesregi­erung eine »sozialpoli­tische Unverschäm­theit«. Das Sozialtick­et kostet bisher 37,80 Euro, im Hartz-IV-Regelsatz sind allerdings nur 26,44 Euro für Verkehr vorgesehen. »Die Vergünstig­ung ganz zu streichen, ist ein weiteres Zeichen der Entsolidar­isierung und der falsche Weg. Die geplante Entscheidu­ng schwächt den öffentlich­en Nahverkehr und verteilt gesellscha­ftliche Lasten weiter von oben nach unten«, fällt Bastian Pütter ein deutliches Urteil.

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