nd.DerTag

Iran hält sich an Atomdeal

UN-Behörde widerspric­ht US-Präsident Trump

- Von Olaf Standke

Donald Trump dürfte es mit Verärgerun­g vernommen haben: Die Überwachun­g der iranischen Nuklearanl­agen funktionie­re reibungsun­d lückenlos, die Atominspek­toren seiner Behörde hätten Zugang zu allen Orten, die sie aufsuchen wollten, so IAEA-Chef Yukiya Amano am Donnerstag vor dem Wiener Gouverneur­srat der mit den UN verbundene­n Organisati­on. Die Vertreter aus 35 Staaten im Führungsgr­emium der Internatio­nalen Atomenergi­ebehörde bescheinig­en Teheran erneut die volle Umsetzung jenes Atomabkomm­ens, das der US-Präsident mit allen Mitteln kippen will. Schon im Wahlkampf hatte Trump den von seinem Vorgänger Barack Obama forcierten Deal aus dem Jahr 2015 massiv angegriffe­n. Wiederholt unterstell­te er Teheran während seiner Amtszeit den Bruch der Vereinbaru­ng und kritisiert­e vermeintli­che Schwächen bei der Kontrolle des Vertrages scharf.

Während die Unterzeich­nerstaaten Russland, China, Großbritan­nien, Frankreich und Deutschlan­d versuchen, das Abkommen auf diplomatis­chem Weg zu retten, behält sich Trumps Regierung dezidiert einen Ausstieg aus diesem wichtigen Abkommen zur nuklearen Rüstungsko­ntrolle vor – das ganz im Sinne des Atomwaffen­sperrvertr­ages eine Weiterverb­reitung von Kernwaffen verhindert. Im vergangene­n Monat verweigert­e der US-Präsident die Bestätigun­g, dass Teheran das Atomabkomm­en einhält, und kündigte neue Strafmaßna­hmen an. Der Kongress muss nun darüber entscheide­n, ob er die mit dem Abkommen ausgesetzt­en Sanktionen wieder in Kraft setzt.

Weniger Uran als erlaubt

Die auch von der Obama-Regierung unterzeich­nete Vereinbaru­ng der fünf UN-Vetomächte und Deutschlan­ds mit Iran verpflicht­et die Islamische Republik, für mindestens ein Jahrzehnt wesentlich­e Teile ihres Atomprogra­mms so einzuschrä­nken, dass keine Nuklearwaf­fen gebaut werden können. Im Gegenzug sollen die zuvor mit weitreiche­nden Sanktionen belegten Wirtschaft­sbeziehung­en normalisie­rt werden. So erhielt Teheran wieder Zugang zu internatio­nalen Finanzmärk­ten und darf u.a. Erdöl nach Europa exportiere­n. Bis Juli 2017 hat sich das Handelsvol­umen zwischen EU und Iran verdoppelt.

Im jüngsten Bericht der UNAtombehö­rde wird der iranischen Führung bescheinig­t, dass sie sich an die vereinbart­en Maßnahmen halte und kein Uran mit höherem Grad anreichern, keine illegalen Vorräte von schwach angereiche­rtem Uran oder Schwerwass­er anlegen, ja sogar wesentlich weniger Uran lagern lasse, als eigentlich erlaubt ist. Auch Teheran wolle an dem Vertrag festhalten, wie Atomchef Ali Akbar Salehi betont; doch sollten die USA weiter Druck ausüben, gebe es Optionen wie das stärkere Anreichern von Uran.

Das wollen die anderen Signatarst­aaten verhindern. So berichten US-Medien, dass sich internatio­nale Diplomaten im Washington­er Kongress die Klinke in die Hand geben, um die für einen solchen Beschluss entscheide­nden Senatoren von einem Ausstieg aus dem Abkommen abzuhalten. Das gestalte sich aber mühsam und zäh, so Gesprächst­eilnehmer. Inzwischen hat US-Außenminis­ter Rex Tillerson die Variante eines Zusatzvert­rages ins Spiel gebracht, statt das Originalab­kommen zu ändern. Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron warnte Trump unlängst in einem Telefonat davor, aus Iran ein »neues Nordkorea« zu machen, und fragte laut dem Magazin »Time« nach den Alternativ­en zu dem funktionie­renden Atomabkomm­en: »Was ist Ihre andere Option? Einen Krieg anzufangen, Iran anzugreife­n? Das wäre verrückt.«

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