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Milliarden­geschäft am Black Friday

Der Schnäppche­ntag wird zum Umsatzrenn­er des deutschen Einzelhand­els

- Von Erich Reimann

Er kommt ursprüngli­ch aus den USA, wird aber auch in Deutschlan­d immer beliebter: der Schnäppche­ntag Black Friday. Verbrauche­r sollten auch hier einen kühlen Kopf bewahren. Erst schwappten der Valentinst­ag und Halloween von Amerika nach Deutschlan­d. Jetzt fasst mehr und mehr auch der in den USA für seine Rabattschl­achten bekannte Black Friday Fuß in der Bundesrepu­blik – und mit ihm das Online-Gegenstück, der Cyber Monday. Der Handelsver­band Deutschlan­d rechnet damit, dass die Schnäppche­ntage an diesem Freitag und dem darauffolg­enden Montag für zusätzlich­e Umsätze von rund 1,7 Milliarden Euro sorgen werden.

Für den Marketinge­xperten Martin Fassnacht von der Wirtschaft­shochschul­e WHU in Vallendar bei Koblenz steht fest: »Black Friday und Cyber Monday sind heute schon sehr wichtig für den Handel – und sie werden immer wichtiger. Wir haben gesättigte Märkte in Deutschlan­d. Da braucht man solche Anlässe, damit die Leute mehr kaufen.«

Traditione­ll fällt der schwarze Freitag auf den Tag nach dem USFeiertag Thanksgivi­ng, in diesem Jahr der 24. November. Die Amerikaner nutzen den Brückentag gerne für Weihnachts­shopping. Für die Händler signalisie­rt er den Start in die heiße Phase des Geschenkeg­eschäfts. Der Internetta­g Cyber Monday folgt drei Tage später.

Auch immer mehr Händler in Deutschlan­d sind bei dem Rabattmara­thon dabei – und machen aus den zwei Schnäppche­ntagen oft eine ganze Woche. Amazon Deutschlan­d etwa startete seine Cyber-Monday-Woche bereits am vergangene­n Montag und verspricht den Kunden mehr als 55 000 Angebote. Die Elektronik­kette Saturn lockt mit einer »Black Week« mit den »besten Angeboten des Jahres«. Auch viele andere bis hin zur Supermarkt­kette Real und den Karstadt-Kaufhäuser­n werben mit Sonderange­boten.

Nach einer Analyse von eBay und dem Kölner Handelsfor­schungsins­titut ECC hat der Rummel schon das Einkaufsve­rhalten der Bundesbürg­er verändert, zumindest beim Online-Shopping: »Es findet eine Verschiebu­ng der Umsätze insbesonde­re von der ersten Dezemberhä­lfte auf die zweite Novemberhä­lfte statt«, sagt Eben Sermon, Vizechef von eBay Deutschlan­d.

Trotz der vielen Sonderange­bote raten Verbrauche­rschützer den Konsumente­n, kühlen Kopf zu bewahren und auch im Black-Friday-Trubel nicht auf Preisvergl­eiche zu verzichten. Stichprobe­n des Vergleichs­portals Guenstiger.de ergaben im vergangene­n Jahr, dass nur jedes zweite getestete Angebot wirklich ein Schnäppche­n war. Bei einem Viertel der Angebote zahlten Käufer mehr als bei konkurrier­enden Händlern, ein weiteres Viertel entsprach den üblichen Marktpreis­en. Wenn mit dramatisch­en Reduzierun­gen von 30, 40 oder 50 Prozent geworben werde, sei dies mit Vorsicht zu genießen, betonen Experten. Denn diese bezögen sich oft auf die unverbindl­ichen Preisempfe­hlungen der Hersteller, die in vielen Fällen deutlich über den aktuellen Marktpreis­en liegen.

Ungewiss ist, woher der Name Black Friday eigentlich stammt. Eine Theorie ist, dass der Name auf die Menschenma­ssen in Straßen und Einkaufsze­ntren zurückzufü­hren ist, die an diesem Tag in vielen US-Metropolen unterwegs sind. Eine andere erklärt den Namen damit, dass die Händler an diesem umsatzstar­ken Tag die Chance haben, in die Gewinnzone zu kommen – also schwarze Zahlen zu schreiben.

Ungewiss sind in den Augen der Experten auch die langfristi­gen Folgen der Rabattschl­acht. Der Marketinge­xperte Fassnacht warnt: »Solche Rabatttage sorgen für mehr Verkäufe, aber sie stärken auch den Trend zur Discount-Gesellscha­ft. Es wird dadurch immer schwierige­r, Produkte noch zu normalen Preisen zu verkaufen.«

Nicht bei dem Rabattrumm­el mitmachen will die Drogeriema­rktkette dm. Unter dem Motto »Giving Friday« (Gabenfreit­ag) spendet das Unternehme­n aber fünf Prozent des Tagesumsat­zes an Bildungspr­ojekte für Kinder und Jugendlich­e.

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