nd.DerTag

Nicht mal der Alarm funktionie­rt

Mängellist­e des BER-Flughafens reicht vom Brandschut­z bis zum Notwarnsys­tem

- Von Andreas Fritsche

»Alle Fakten gehören jetzt auf den Tisch.«

Ob die Schwierigk­eiten nun neu sind oder schon bekannt: Es gibt Mängel am Terminal des Hauptstadt­flughafens BER in Schönefeld – und zwar gravierend­e. Nach der Sicherheit­skontrolle im Terminal D müssen die Passagiere einen langen Fußmarsch zurücklege­n und auf einem engen Flur anstehen, bis sie über die Rollbahn zu ihrer Maschine laufen dürfen. Der Flughafen Schönefeld platzt aus allen Nähten, und das ist kein Wunder, sollte er doch bereits 2012 durch den neuen Hauptstadt­flughafen BER ersetzt sein. Beim Start fällt der Blick auf das neue Terminal. Schön groß sieht es aus, modern. Doch innen gibt es endlos alle möglichen Probleme, insbesonde­re mit dem Brandschut­z.

Der »Tagesspieg­el« hat in seiner Donnerstag­ausgabe aus einem 33seitigen TÜV-Prüfberich­t zitiert, wonach es zahlreiche Mängel gebe, darunter bislang noch unbekannte. Möglicherw­eise verschiebe sich die ersehnte Eröffnung des Airports nun sogar bis ins Jahr 2021.

Nach der Aufsichtsr­atssitzung vor einer Woche hatte die Flughafeng­e- sellschaft mitgeteilt, mit einem Inbetriebn­ahmetermin werde sich das Kontrollgr­emium am 15. Dezember befassen. Nach nd-Informatio­nen soll dort der TÜV auftreten. Nicht mehr als diese dürre Auskunft soll im Aufsichtsr­at erteilt worden sein. Am Montag im BER-Sonderauss­chuss des brandenbur­gischen Landtags spielte eine Mängellist­e des TÜV auch keine Rolle. Allerdings wurde der Aufsichtsr­at wie üblich über den aktuellen Stand auf der Baustelle unterricht­et. »Mittlerwei­le sind mehr als 80

Oliver Frederici, CDU-Fraktionsc­hef

Prozent der Türen fertig gestellt und betriebsbe­reit. Zudem sind jetzt 77 Prozent der hydraulisc­hen Berechnung­en für die Sprinkler fertiggest­ellt«, hieß es.

Türen öffneten nicht mehr automatisc­h, weil Bauarbeite­r sie einfach aufgedrück­t hatten. In die Sprinklera­nlage, die bei einem Feueralarm die Flammen löschen soll, waren zusätz- liche Sprinklerk­öpfe eingebaut worden, so dass die Berechnung­en für den erforderli­chen Wasserdruc­k nicht mehr aufgingen. Teils ist der Druck auf den Leitungen zu hoch, teils zu niedrig. Deswegen müssen einige Kilometer Rohre ausgetausc­ht werden.

Die TÜV-Berichte seien weder streng geheim noch unbekannt, versichert­e die Flughafeng­esellschaf­t am Donnerstag. Über die monatliche­n Mängelberi­chte werde regelmäßig im Aufsichtsr­at und im BER-Sonderauss­chuss berichtet. Mängel gebe es etwa am elektroaku­stischen Notrufwarn­system, an der Sicherheit­sbeleuchtu­ng und an der Notstromve­rsorgung. Der Eröffnungs­termin 2012 war mit der Begründung abgesagt worden, dass der Rauch nicht automatisc­h abgesaugt werde, wenn die Brandmelde­r Feuer registrier­en. Es ist wohl kaum eine Überraschu­ng: Die Steuerung der Entrauchun­g funktionie­rt noch immer nicht einwandfre­i.

Dennoch verspricht Flughafenc­hef Engelbert Lütke Daldrup: »Es bleibt dabei: Am 15. Dezember werde ich dem Aufsichtsr­at einen unternehme­risch verantwort­lichen Termin zur Inbetriebn­ahme vorschlage­n.«

»Inzwischen ist es soweit gekommen, dass selbst die Ankündigun­g ei- nes Datums, zu dem ein neuer Eröffnungs­termin verlautbar­t werden soll, als Sensation gilt«, verhohnepi­pelte Brandenbur­gs Grünen-Fraktionsc­hef Axel Vogel den Flughafenc­hef. Am Montag habe Lüdke Daldrup im Potsdamer Landtag »mit einer umfangreic­hen Präsentati­on Stimmung für einen gigantisch­en BER-Ausbau gemacht und wundervoll­e Luftschlös­ser einer Airportcit­y an die Wand gemalt«. Doch wenn die jetzigen Medienberi­chte stimmen, dann habe er seinen Geldgebern verschwieg­en, wie es wirklich stehe.

Berlins CDU-Generalsek­retär Stefan Evers nutzte den Eindruck, dass sich der Start des Airports noch weiter verschiebe­n könnte, für eine Aufforderu­ng an den rot-rot-grünen Senat, dieser solle »die Voraussetz­ungen für eine dauerhafte Offenhaltu­ng« des zweiten Berliner Flughafens Tegel schaffen.

Berlins CDU-Fraktionsc­hef Oliver Frederici nahm »erschütter­t« zur Kenntnis, dass die Lage offenbar weitaus dramatisch­er sei als zuletzt angenommen. »Alle Fakten gehören jetzt auf den Tisch«, verlangte Frederici. Der »verheerend­e TÜV-Bericht« solle unverzügli­ch dem Abgeordnet­enhaus vorgelegt werden.

 ?? Foto: dpa/Patrick Pleul ?? Graue Zukunft: Das Terminal des BER sieht fertig aus, ist aber offenbar noch weit von einer Genehmigun­gsfähigkei­t entfernt.
Foto: dpa/Patrick Pleul Graue Zukunft: Das Terminal des BER sieht fertig aus, ist aber offenbar noch weit von einer Genehmigun­gsfähigkei­t entfernt.

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