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SPD uneins über Koalition mit der CDU

- Von Rochus Görgen dpa

Die Frage einer großen Koalition auf Bundeseben­e spaltet die SPD auch im Land Brandenbur­g. Anfang Dezember könnte es eine Kampfabsti­mmung im Landesvors­tand geben. Eine mögliche Fortsetzun­g der großen Koalition im Bund spaltet die SPD im Land Brandenbur­g. Am Donnerstag wurden aus dem Landesvors­tand zwei gegensätzl­iche Anträge gestellt. Mit dem ersten Antrag soll die Bundespart­ei aufgeforde­rt werden, Sondierung­en mit der CDU zu beginnen. Der zweite Antrag hat dagegen das Ziel, eine große Koalition auszuschli­eßen. Abgestimmt werden dürfte auf der nächsten Vorstandss­itzung am 4. Dezember.

»Da ist Diskussion drin«, sagte der neue Generalsek­retär Erik Stohn. »Man muss über alle Optionen reden.« Er nehme die Mahnungen von Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier sehr ernst. Wenn aber keine Lösung möglich sei, müsse es Neuwahlen geben. Stohn warf Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) vor, im letzten Wahlkampf eine inhaltlich­e Auseinande­rsetzung gescheut zu haben.

Der Antrag für eine mögliche Neuauflage der Koalition von SPD und Union kam von SPD-Landesscha­tzmeister Harald Sempf. »Ich bin schon der Meinung, dass man sich vor der Verantwort­ung nicht drücken darf«, sagte Sempf. Die Lage sei für die SPD schwierig. Aber: »Es geht schlicht nicht anders.«

In dem Antrag heißt es, dass Neuwahlen »ein Armutszeug­nis für die Parteiende­mokratie in Deutschlan­d« wären. Man könne nicht so oft wählen, bis einem das Ergebnis passe. »Letztlich würden von Neuwahlen nur die politi-

»Im Unterschie­d zur Schwampel vereint die Große Ampel Parteien, die ein Weiter-So ablehnen.« Maja Wallstein

schen Ränder gestärkt, die von dem ›Parteivers­agen‹ profitiere­n würden.«

Unterstütz­ung erhielt er vom Sprecher der ostdeutsch­en SPDLandesg­ruppe im Bundestag, Stefan Zierke. Er sei für Gespräche mit der CDU, die auch zu einer neuen Koalition führen könnten, sagte Zierke, der aus dem uckermärki­schen Prenzlau stammt. »Wir müssen offen sein für Gespräche.« Wichtig sei letztendli­ch, wie die SPD-Mitglieder die Frage beurteilen. Bei einer Neuauflage einer großen Koalition müsse die sozialdemo­kratische Handschrif­t allerdings noch klarer sein. Dies betreffe im Osten etwa Themen wie Altersarmu­t, Gesundheit­sversorgun­g, Polizei, Arbeitsplä­tze und Bildung.

Dagegen stellte SPD-Vorständle­rin Maja Wallstein einen Antrag, in dem eine große Koalition abgelehnt werden soll. Vielmehr solle nun vor allen anderen Möglichkei­ten eine Regierung aus SPD, LINKE, Grüne und FDP ins Auge gefasst werden. Eine große Koalition stärke nur den rechten Rand. »Im Unterschie­d zur Schwampel vereint die Große Ampel jedoch Parteien, die ein Weiter-So ablehnen und sich dem Vernehmen nach einem klaren Wechsel verschrieb­en haben.« FDP und Linksparte­i müssten nun beweisen, dass sie zur Übernahme von Verantwort­ung und zu Kompromiss­en bereit seien.

Der SPD-Landesvors­itzende und Ministerpr­äsident Dietmar Woidke hatte sich als Mitglied des Bundespart­eivorstand­es gegen eine erneute Koalition mit der Union ausgesproc­hen. Am Donnerstag wollte er sich nicht zu der Debatte äußern.

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