nd.DerTag

Koalitions­partei im Wartestand

- Aert van Riel über schwarz-grüne Annäherung­en

An den Grünen hat es nicht gelegen, dass die Sondierung­sgespräche mit Union und FDP gescheiter­t sind. Die Unterhändl­er der Ökopartei waren bereit, für eine Regierungs­beteiligun­g viele fortschrit­tliche Passagen ihres Programms zur Flüchtling­s- und Sozialpoli­tik zu entsorgen. Mit der FDP stehen sie nun auf Kriegsfuß, weil die Freien Demokraten den Verhandlun­gstisch verlassen haben. Dagegen sind sich Grüne und Union nähergekom­men. Die Option einer Minderheit­sregierung mit CDU und CSU halten sich die Grünen offen. Die Protagonis­ten sind allein deswegen zurückhalt­end, weil diese Konstellat­ion viele Unwägbarke­iten mit sich bringen würde. Dabei geht es etwa um die Frage, ob man sich bei Abstimmung­en im Parlament immer auf eine der Opposition­sparteien verlassen könnte. Es ist wahrschein­licher, dass sich Union und SPD auf ein Zusammenge­hen einigen werden. Die Große Koalition hätte eine komfortabl­e Mehrheit.

Die Grünen bleiben eine Regierungs­partei im Wartestand. Sollten sie erneut in die Opposition gehen, würde dort die Zusammenar­beit mit der LINKEN nicht einfach werden. Funktionär­e der Grünen haben bei ihrem Parteitag mit Blick auf AfD und Linksparte­i behauptet, dass es im Bundestag nun rechte und linke Populisten gebe. Rechte Kreise in der Union und deren Umfeld werden ihnen dafür applaudier­en. Bisher waren sie allein für die Verbreitun­g dieser absurden und unwissensc­haftlichen Extremismu­stheorie zuständig.

Newspapers in German

Newspapers from Germany