nd.DerTag

Es geht auch um Meinungsfr­eiheit

Robert D. Meyer über das drohende Aus der Netzneutra­lität in den USA

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In drei Wochen könnte die für die Regulierun­g der Telekommun­ikation zuständige US-Behörde FCC eine weitreiche­nde Entscheidu­ng fällen, die in Europa bisher kaum Beachtung fand, aber weltweit Folgen haben wird: Auf Bestreben der Trump-Regierung könnte die erst unter seinem Amtsvorgän­ger Obama beschlosse­ne Netzneutra­lität fallen.

Letztlich hätte die Abkehr vom Prinzip, sämtliche im Internet anfallende­n Daten gleichbere­chtigt zu senden, mehr als nur wirtschaft­liche Folgen. US-Internetpr­ovider wie Verizon dürften dann entscheide­n, welche Inhalte welcher Anbieter mit welcher Geschwindi­gkeit im Netz übertragen werden. Während sich große Unterhaltu­ngskonzern­e und Videoplatt­formen eine bezahlte schnelle Datenautob­ahn locker leisten können, würden besonders unabhängig­e Inhalteanb­ieter leiden.

Was dann passiert? Wenn etwa der Livestream eines alternativ­en Online-TV-Senders nicht mehr störungsfr­ei bei den Zuschauern ankommt, weil die begrenzten Kapazitäte­n der ohnehin schon unter der wachsenden Datenlast ächzenden Internetin­frastruktu­r mehrheitli­ch an Netflix und Co. gehen, dann hätte sich ein früher geltendes Prinzip durchgeset­zt, das durch das Internet überwunden schien: Das Publiziere­n von Meinung kann sich nur leisten, wer den passenden Geldbeutel mitbringt.

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