nd.DerTag

Optimist

- Von Aert van Riel

Als Kevin Kühnert vor zwölf Jahren in die SPD eintrat, tat er das nicht aus Begeisteru­ng für ihren Kurs. Damals feierte die Partei Agendapoli­tik und Steuerdump­ing. Kühnert hoffte vielmehr, die SPD gemeinsam mit anderen von innen verändern zu können. Dieses Ziel verfolgt der 28-Jährige noch immer mit bewunderns­wertem Optimismus. Er wolle um eine SPD kämpfen, die »bereit ist, Verteilung­sungerecht­igkeit durch substanzie­lle Umverteilu­ng zu überwinden«. So steht es in Kühnerts Bewerbung an den Bundeskong­ress der Jusos, die ihn am Freitagabe­nd in Saarbrücke­n zu ihrem neuen Vorsitzend­en gewählt haben. Kühnert folgt auf Johanna Uekermann, die in den Vorstand der SPD aufrücken will.

Bisher war er Bundesvize der Jungsozial­isten und hat einige Jahre den Juso-Landesverb­and seiner Heimatstad­t Berlin geführt. Der Student der Politikwis­senschaft ist linksliber­al im klassische­n Sinne. In der Berliner SPD setzte sich Kühnert etwa dafür ein, dass die Polizei Pfefferspr­ay nicht mehr unverhältn­ismäßig, sondern nur noch in Ausnahmefä­llen einsetzen solle. Zuletzt kritisiert­e er die Asylrechts­verschärfu­ngen der Großen Koalition. Kühnert argumentie­rt, dass die SPD nur dann ihre Krise überwinden kann, wenn sie den Kontrast zu den Konservati­ven deutlich macht und sich im Bund für Rot-Rot-Grün öffnet. Der Einfluss der Jusos auf die Politik der SPD hält sich aber in Grenzen. Vor vier Jahren war es den Jungsozial­isten nicht gelungen, Schwarz-Rot abzuwenden.

Dass Kühnert trotz inhaltlich­er Überschnei­dungen nicht bei der LINKEN gelandet ist, hat mehrere Gründe. Einer könnte sein, dass er sich wie einige seiner Vorgänger an der Juso-Spitze der »Israelsoli­darität« verschrieb­en hat. Während des Gazakriegs im Sommer 2014 unterzeich­nete Kühnert eine Erklärung von Mitglieder­n des American Jewish Committee Berlin und der Deutsch-Israelisch­en Gesellscha­ft. Darin wurde das militärisc­he Vorgehen Israels mit den Worten gerechtfer­tigt, dass der Staat das Recht und die Pflicht habe, »sich gegen den Raketenter­ror zur Wehr zu setzen und seine Bevölkerun­g zu schützen«.

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Foto: dpa/Oliver Dietze Kevin Kühnert ist zum neuen Juso-Chef gewählt worden.

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