nd.DerTag

Umsetzen statt abheben

- Martin Kröger ist noch nicht total zufrieden mit der LINKEN

Wer Doro Zinke, die DGB-Chefin von Berlin-Brandenbur­g kennt, der traute am Samstag den eigenen Ohren kaum. »Total zufrieden«, sagte Zinke, sei sie mit dem, was die LINKE und Rot-Rot-Grün abgeliefer­t haben. Vor nicht allzu langer Zeit attackiert­e dieselbe Doro Zinke, ebenfalls bei einem Landespart­eitag, einige LINKE noch massiv dafür, dass sie die Öffnungsze­iten von Spätkäufen ausweiten wollen. So schnellleb­ig ist das politische Geschäft: Gestern die Leviten gelesen, heute himmelhoch jauchzend.

Und tatsächlic­h: Die Berliner LINKE steht derzeit so gut da wie lange nicht. Ein Grund abzuheben sollte das aber nicht sein. Denn auch wenn in einigen Bereichen bereits soziale Maßnahmen umgesetzt wurden – erwähnt seien an dieser Stelle die Anhebung der Mietzuschü­sse oder die Absenkung des Preises des Sozialtick­ets –, so stehen dennoch vor Rot-RotGrün in den kommenden Jahren weiter riesige Aufgaben. Beispielsw­eise im Wohnungsba­u.

Wie schnell aus gesellscha­ftlichem Rückenwind Gegenwind wird, hatte die LINKE zwischen 2009 und 2011 bitter erleben müssen: Nach einem guten Bundestags­wahlergebn­is folgte der Absturz bei der Abgeordnet­enhauswahl. Darauf wies der Fraktionsc­hef Udo Wolf zurecht mahnend hin. Auch die Diskussion über Privatisie­rungen ist mit dem Parteitags­beschluss noch nicht abgehakt. Es gibt gute Gründe, die formell privatrech­tliche Auslagerun­g beim Schulbau in ein Tochterunt­ernehmen der landeseige­nen Howoge zu hinterfrag­en. Dass die LINKE zugleich eine Privatisie­rungsbrems­e vorschlägt, ist zwar richtig, aber die Hürden für ein verfassung­sänderndes Volksbegeh­ren dafür wären extrem hoch. Am Ende wird die Partei an der Umsetzung gemessen – und die klappt auch nur mit SPD und Grünen gemeinsam.

 ?? Foto: nd/Camay Sungu ??
Foto: nd/Camay Sungu

Newspapers in German

Newspapers from Germany