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Voll abgefahren

Plusbusse auf dem Lande verkehren stündlich und gewinnen so zusätzlich­e Fahrgäste

- Von Andreas Fritsche

Vier Plusbus-Linien gibt es in Potsdam-Mittelmark und zwei in Ostprignit­z-Ruppin. Zwei weitere Linien im Barnim werden ab 10. Dezember das vernünftig­e Angebot bereichern.

Es ist sehr kalt an diesem Morgen am Potsdamer Hauptbahnh­of. Das Thermomete­r zeigt nur vier Grad über dem Gefrierpun­kt. Dazu weht ein eisiger Wind. Da wirken selbst acht Minuten Wartezeit wie eine halbe Ewigkeit. Doch der komfortabl­e Plusbus 580 über Lehnin nach Bad Belzig kommt pünktlich und ist gut geheizt. Die Fahrgäste steigen ein, genießen die wohlige Wärme und freuen sich, dass sie jetzt schnell und sicher an ihr Ziel gelangen.

Vor fast drei Jahren wertete die Verkehrsge­sellschaft Belzig die Routen 580 und 581 zu sogenannte­n Plusbussen auf. Mittlerwei­le sind in Potsdam-Mittelmark auch die Linien 582 und 553 Plusbus-Verbindung­en, außerdem im Landkreis Ostprignit­zRuppin die Linien 711 und 764. Mit dem Fahrplanwe­chsel im Dezember kommen nun im Barnim die Linien 894 (Bernau-Wandlitz) und 896 (Bernau-Biesenthal) hinzu.

Es dauerte ein wenig länger, als der Verkehrsve­rbund Berlin Brandenbur­g (VBB) gedacht hatte. Denn im März 2016 hatte VBB-Geschäftsf­ührerin Susanne Henckel erklärt, dass die Aufwertung von Linien zu Plusbus-Verbindung­en im Barnim noch für dasselbe Jahr geplant sei. Aber jetzt ist es wirklich so weit.

Bedingung für einen Plusbus ist, dass er mindestens von 6 Uhr bis nach 18 Uhr wenigstens einmal in der Stunde fährt und auch am Wochenende verkehrt, und dass die an Bahn- höfen umsteigend­en Fahrgäste auf ihren Anschlussz­ug nicht länger als 15 Minuten warten müssen. Das Modell ist vom Mitteldeut­schen Verkehrsve­rbund abgeschaut. Es akzeptiert nicht die Abwärtsspi­rale sinkender Fahrgastza­hlen in ländlichen Räumen, die zu Kürzungen im Fahrplan und damit zu erneut sinkenden Fahrgastza­hlen führen. Im Gegenteil wird hier einmal ausprobier­t, was Verkehrsex­perten schon lange geraten hatten: Mehr Verbindung­en anbieten und eine Durststrec­ke überwinden, bis sich die Vorzüge des zuverlässi­gen Busverkehr­s unter den Autofahrer­n herumgespr­ochen haben.

»Wir sind auf dem richtigen Weg«, meint VBB-Geschäftsf­ührerin Henckel. »Innerhalb von zwei Jahren hat sich die Zahl der Umsteiger zwischen den Plusbus-Linien und den Bahnen mehr als verdoppelt. Das zeigt, dass die Fahrgäste ein gut verzahntes Angebot gern annehmen und honorieren.« Dies sei auch ein starkes Signal an andere Landkreise, mitzumache­n und das Plusbusnet­z zu vergrößern.

»Angesichts des Bevölkerun­gswachstum­s, aber auch der vielen Diskussion­en zum Feinstaub und Umweltschu­tz müssen wir handeln«, findet Barnim-Landrat Bodo Ihrke (SPD). Neben den O-Bussen in Eberswalde, die Strom für ihren Elektromot­or wie Straßenbah­nen aus Oberleitun­gen ziehen, habe der Barnim mit den Plusbussen jetzt ein »zukunftsfä­higes Angebot für den ländlichen Raum«.

»Der Plusbus ist eine moderne Antwort auf die Herausford­erungen un- serer Zeit«, sagt Frank Wruck, Geschäftsf­ührer der Barnimer Busgesells­chaft (BBG).

Die BBG wird ab 10. Dezember über die Mindestanf­orderungen für Plusbusse hinausgehe­n. Auf der Linie 894 werden die Fahrzeuge zwischen Bernau und Wandlitz teilweise sogar zweimal in der Stunde vorbeikomm­en, im Stundentak­t verkehren sie bis nach 20 Uhr. Infrastruk­turministe­rin Kathrin Schneider (SPD) freut sich, dass der Barnim bald mit an Bord ist. »Im Entwurf für den neuen Landesnahv­erkehrspla­n spielt das PlusbusKon­zept eine wichtige Rolle«, erklärt sie. Die bessere Verknüpfun­g zwischen Bussen und Bahnen trage dazu bei, »die Mobilität gerade in den ländlichen Gebieten zu erhalten und auszubauen«.

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Foto: dpa/Bernd Settnik Ein Plusbus der Linie 582 steht in Treuenbrie­tzen am Bahnhof.

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