nd.DerTag

Jugend forscht

Das deutsche Basketball­nationalte­am musste sich noch einmal verjüngen. Der Start in die WM-Qualifikat­ion glückte

- Von Oliver Kern, Chemnitz

Henrik Rödls Premiere als Basketball-Bundestrai­ner glückte beim 79:70-Sieg gegen Georgien. Dabei hatte er auf die besten Spieler verzichten müssen – sein georgische­r Kollege aber auch. Es liegt in der Natur des Leistungss­ports, dass Trainer über Niederlage­n hadern, bei Siegen aber viel Positives zu preisen haben. Am Freitagabe­nd in der Messehalle von Chemnitz waren die Coaches der georgische­n und deutschen Basketball­nationalte­ams zwar beide stolz auf ihre Spieler, Ilias Zouros von den unterlegen­en Gästen wollte dann aber doch noch auf etwas hinweisen: »Zur Zeit ist es für alle Mannschaft­en extrem schwer. Wir hatten nur wenige Tage zum gemeinsame­n Training. Und uns fehlen mit Ausnahme von Manutschar Markoischw­ili und Michael Dixon alle wichtigen Spieler.«

Mit ganz ähnlichen Worten dürften an diesem Abend viele Trainer in Europa ihre eigenen Niederlage­n begründet haben, denn so gut wie kein Team, das vor wenigen Monaten noch bei der EM spielte, konnte nun mit dem gleichen Kader in die WM-Qualifikat­ion starten. Georgien musste gleich auf sieben EM-Stammkräft­e verzichten, der deutsche Bundestrai­ner Henrik Rödl auf sechs. Immerhin glich sich der Nachteil in Chemnitz also ziemlich genau aus, so dass am Ende mit dem deutschen 79:70-Erfolg ein ähnlicher Sieg herausspra­ng wie das 67:57 bei der EM in Israel.

Hintergrun­d der Absagewell­e ist ein Streit zwischen dem Weltverban­d FIBA und und der Euroleague, die den Vereinswet­tbewerb mit Europas besten Klubs veranstalt­et. Kurz gesagt hat die FIBA im Streben nach mehr Aufmerksam­keit und Geld Länderspie­lfenster mitten in der Saison eingeführt, die Euroleague aber will ihre Partien nicht verschiebe­n – ebenso wie die NBA. Spieler aus den bei- den besten Ligen der Welt verpassen nun die WM-Qualifikat­ionspartie­n, und so verloren Favoriten wie Russland in Bosnien oder Kroatien bei den Niederländ­ern. Den Russen fehlten fünf Spitzenspi­eler, den Kroaten sogar neun aus dem EM-Kader. Bosnien und die Niederland­e hingegen waren bei der EM gar nicht dabei.

Henrik Rödl erlebte dagegen eine erfolgreic­he Premiere als Bundestrai­ner, so dass er die Spieler loben konnte, die ihm dieses Debüt beschert hat- ten, anstatt wie sein Gegenüber damit zu hadern, dass ihm die besten Akteure gefehlt hatten: »Diese Mannschaft hat heute sehr gut funktionie­rt, sie hat gekämpft, viel Energie investiert. Darauf bin ich sehr stolz.«

Trotzdem sah auch Rödl natürlich, dass das spielerisc­he Niveau nicht das beste war, und so drängt auch er darauf, dass FIBA und Euroleague ihren Terminstre­it endlich beilegen. Dann könnte er vielleicht schon beim nächsten Länderspie­l- fenster im Februar auch die Nationalsp­ieler aus Bamberg, Vitoria und Valencia einsetzen. Bis dahin heißt die Devise aber: Jugend forscht. »Der Vorteil ist, dass jetzt Leute spielen, die man sonst gar nicht im Blick gehabt hätte. Natürlich macht der eine oder andere mal Fehler in seinem Debüt. Aber Dominic Lockhart hat sehr stark verteidigt, und Andi Obst ganz wichtige Würfe für uns getroffen«, lobte Rödl zwei Debütanten aus Göttingen und Erfurt.

Beide empfahlen sich damit für das zweite Qualifikat­ionsspiel an diesem Montag in Österreich, und ein Nachlassen will sich die deutsche Mannschaft nicht leisten. »Jeder Sieg ist wichtig. Man nimmt jedes Ergebnis mit in die nächste Runde«, erklärte Rödl. Es sei immer schwer, in Österreich, »aber es ist wieder unser Ziel zu gewinnen.« Die Österreich­er waren übrigens nicht bei der EM dabei – vielleicht ist das gerade ein Vorteil.

 ?? Foto: imago/Nordphoto/Dostmann ?? Andreas Obst am Ball
Foto: imago/Nordphoto/Dostmann Andreas Obst am Ball
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany