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Keine Pakte für rechten Treffpunkt

Zusteller GLS reagierte umgehend auf Hinweise zu Nazi-Hintergrun­d

- Von Peter Nowak

»Sollte Ihr GLS-Bote Sie nicht zuhause antreffen, können Sie Ihr Paket in unserem Objekt der Volksgemei­nschaft abholen«, heißt es auf der Homepage des Vereins »Volksgemei­nschaft e.V.«, der im Erfurter Stadtteil Herrenberg einen Nachbarsch­aftstreffp­unkt errichtet hat. Den Hinweis auf den Paketdiens­t untersagte die GLS eigentlich längst. Das niederländ­isch-britische Logistikun­ternehmen hat die Zusammenar­beit aus guten Gründen beendet.

Der Volksgemei­nschaft e.V. wurde im August 2015 von Mitglieder­n der rechten Kameradsch­aftsszene gegründet, die teilweise Funktionen in der NPD und der Partei »Die Rechte« hatten. Im Verfassung­sschutzber­icht 2016 fand der Verein erstmals Erwähnung. In dem Vereinstre­ffpunkt traten bereits Sänger aus der Neonazisze­ne auf. Zudem gab

Das Unternehme­n will aus dem Vorfall Konsequenz­en ziehen und die Aufnahmekr­iterien für die Einrichtun­g der GLS-Shops überprüfen sowie Mitarbeite­r sensibilis­ieren.

es mehrere Veranstalt­ungen mit Referenten aus der extrem rechten Szene. Zum selbst erklärten Anspruch der Volksgemei­nschaft gehört es, die Akzeptanz im Stadtteil zu erhöhen und Anwohner für die rechte Sache zu gewinnen.

Dazu mache die Volksgemei­nschaft verschiede­ne Angebote. Auf der Homepage werden Freizeitak­tivitäten für Jung und Alt angeboten. Der Dartautoma­t gehört ebenso dazu wie der Fitnessrau­m, der besonders Jugendlich­e aus der Umgebung anlockt.

Daher war die Empörung bei vielen Antifaschi­sten groß, als bekannt wurde, dass ausgerechn­et in diesen Räumen ein GLSPaketsh­op eingericht­et werden sollte. Das Unternehme­n reagierte schnell und bedankte sich bei den Kritikern für die Hinweise auf den politische­n Hintergrun­d des Ladens.

»GLS Germany hat der Volksgemei­nschaft Erfurt e.V. sofort nach Bekanntwer­den des Sachverhal­tes Ende Oktober gekündigt. Jegliche GLS-Technik und - Werbemitte­l wurden unverzügli­ch abgeholt, der Standort ist auch nicht mehr in der GLS PaketShop-Suche gelistet«, erklärt Friederike Scholz von der GLSPressea­bteilung gegenüber »nd«. Als europäisch­es Unternehme­n stehe die GLS Gruppe und GLS Germany für Vielfalt, Offenheit und Toleranz. Rassismus habe daher in dem Unternehme­n keinen Platz.

Das Unternehme­n will aus dem Vorfall Konsequenz­en ziehen. Scholz kündigte an, dass die Aufnahmekr­iterien für die Einrichtun­g der GLS-Shops überprüft und die Mitarbeite­r besonders sensibilis­iert werden sollen.

Doch noch ist für GLS die Sache nicht ausgestand­en. Der rechte Verein dürfte das GLS-Logo seit einigen Tagen nicht mehr verwenden. Doch im Internet wirbt er noch immer mit dem Abholservi­ce des Paketdiens­tes. Daher könnte die Angelegenh­eit ein Fall für die Justiz werden. »Da die Frist der Unterlassu­ngsaufford­erung nun abgelaufen ist, wird die GLS weitere Schritte beraten«, kündigte Scholz an.

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