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G20 wollen Stahlmarkt regeln

Forum in Berlin beschließt Empfehlung­en zu Kapazitäts­abbau

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Berlin. Die führenden Wirtschaft­smächte haben nach Darstellun­g von Bundeswirt­schaftsmin­isterin Brigitte Zypries (SPD) im Kampf gegen globale Überkapazi­täten auf dem Stahlmarkt Fortschrit­te erzielt. Die G20-Staaten und weitere 13 OECD-Länder halten demnach in einem Bericht fest, dass es einen Abbau »marktverze­rrender Subvention­en« geben soll. Außerdem seien »konkrete politische Handlungse­mpfehlunge­n« geplant.

Zypries sprach am Donnerstag nach dem ersten Ministertr­effen des Global Forum zu Stahlüberk­apazitäten in Berlin von einem Schritt nach vorn, ebenso wie EU-Handelskom­missarin Cecilia Malmström. Die USA beklagten aber bei Importen aus China wie auch aus Europa »unfaire« Praktiken und Dumpingpre­ise. Sie prüfen sogar, ob Stahleinfu­hren die nationale Sicherheit gefährden und Strafzölle verhängt werden sollen. Aus Sicht der Europäer wären Strafzölle ungerechtf­ertigt und ein Verstoß gegen Regeln der Welthandel­sorganisat­ion (WTO).

Es war ein, könnte man mit ironischem Unterton sagen, würdiger Abschluss der deutschen G20-Präsidents­chaft. Beim Treffen der wichtigste­n Stahlstaat­en einigte man sich auf Handlungse­mpfehlunge­n – also darauf, was man tun können sollte, um das Problem der Überkapazi­täten irgendwann mal in den Griff zu kriegen. Das ist zwar ein gewisser Erfolg, bedenkt man, dass viele Regierunge­n ihrer Stahlbranc­he nach wie vor eine so große strategisc­he Bedeutung beimessen wie der besonders gehegten Rüstungsin­dustrie. Doch das Treffen machte auch deutlich, dass die Gegensätze zwischen den USA, China und der EU derzeit unüberbrüc­kbar erscheinen.

Im Grunde schafft es die G20 gerade noch, dass der Gesprächsf­aden zwischen unterschie­dlichen Weltregion­en und Wirtschaft­ssystemen nicht abreißt. Der Gigantismu­s des Hamburger Gipfels, der in den Polizeiübe­rgriffen sein Straßenpen­dant fand, ist da genauso fehl am Platz wie die immer neuen Themenbere­iche, die man für die 20 Industrie- und Schwellenl­änder reklamiert, statt sie bei den UN-Institutio­nen zu belassen. Der deutsche Ansatz, die G20 sich immer mehr verzetteln zu lassen, obwohl sich die Staaten schon über frühere Kernpunkte wie die Bankenregu­lierung kaum noch einigen können, nahm da schon fast groteske Züge an. Vielleicht macht es Nachfolger Argentinie­n zwei Nummern kleiner?

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