nd.DerTag

Korea-Diplomatie eingeschrä­nkt

Außenminis­ter Gabriel lässt Mitarbeite­r aus Pjöngjang abziehen

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Washington. Nach dem jüngsten Raketentes­t Nordkoreas schränkt Deutschlan­d seine diplomatis­chen Beziehunge­n zu dem ostasiatis­chen Land ein. Ein deutscher Diplomat wird aus der nordkorean­ischen Hauptstadt Pjöngjang abgezogen, teilte Außenminis­ter Sigmar Gabriel am Donnerstag nach einem Gespräch mit seinem US-Kollegen Rex Tillerson in Washington mit. Den von den USA geforderte­n Abzug des Botschafte­rs aus Pjöngjang lehnt Deutschlan­d aber ab.

Nach dem Test einer neuen Interkonti­nentalrake­te durch Nordkorea hatten die USA Deutschlan­d und andere Länder aufgeforde­rt, ihre diplomatis­chen Beziehunge­n zu Nordkorea abzubreche­n. Gabriel sagte, Tillerson habe diese Forderung in dem Gespräch mit ihm aber nicht wiederholt. Den Abzug des Diplomaten teilte das Auswärtige Amt dem nordkorean­ischen Botschafte­r bereits am Mittwoch bei einer Einbestell­ung mit. Die Nordkorean­er wurden aufgeforde­rt, ebenfalls einen Diplomaten aus Berlin zurückzube­ordern.

Libyen, Afghanista­n oder Irak – Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un hat aus seiner Sicht gute Gründe, sein Atomprogra­mm weiterzutr­eiben, will er nicht wehrlos einer US-amerikanis­chen Invasion ausgeliefe­rt sein. Nach dem 19. nordkorean­ischen Raketentes­t in diesem Jahr erhöhen die USA weiter den diplomatis­chen Druck. An China geht die Forderung, kein Öl mehr ins Nachbarlan­d zu exportiere­n; an den Rest der Welt, explizit auch an Deutschlan­d, die Botschafte­r abzuziehen.

Im Atomstreit mit Nordkorea hilft das aber nicht weiter. Ein Grund für dessen Atomprogra­mm ist nämlich genau die – tatsächlic­he oder eingebilde­te – Bedrohung durch die USA. Sicherheit ist immer auch ein Gefühl, das nicht zuletzt auch über direkten Austausch entsteht. Ein Abzug der Botschafte­r würde diesen erschweren und Vermittlun­gen unmöglich machen.

Die Lösung muss die Diplomatie liefern. Nicht nur Nordkorea, alle Staaten müssen die gegenseiti­ge Bedrohung durch Atomwaffen beenden. Nicht Sanktionen oder der Abzug von Botschafte­rn führen zur Deeskalati­on, sondern Sicherheit­sgarantien. Eine atomwaffen­freie koreanisch­e Halbinsel – im Norden wie im Süden – muss das Ziel sein. Das zu erreichen, dafür braucht es Diplomatie. Auch durch Botschafte­r.

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