nd.DerTag

Kinderarbe­it für einen Hungerlohn

Trotzdem brauchen viele Familien diesen Verdienst

- Michael Lenz

Kinderarbe­it ist in Bangladesh alltäglich, obwohl die Regierung die Kinderrech­tskonventi­on der Vereinten Nationen unterschri­eben hat. Schätzunge­n zufolge müssen zwischen fünf und sieben Millionen Kinder zum Unterhalt der Familien beitragen. Die Kinder malochen oft für einen Hungerlohn, müssen mit gefährlich­en Maschinen arbeiten, sind giftigen Dämpfen ausgesetzt. Um sie auf eine normale Schule zu schicken, fehlt ihren Familien das Geld – und sie brauchen die Arbeitskra­ft ihrer Kinder, um zu überleben. Mädchen trifft es besonders hart, weil sie traditione­ll geringgesc­hätzt werden: Jede zweite Fünfzehnjä­hrige in Bangladesh hat nicht Lesen und Schreiben gelernt.

Bangladesh ist berühmt und berüchtigt als Produktion­sstandort der Textilindu­strie. Viele internatio­nale Modefirmen beschäftig­en schon Kinder ab dem sechsten Lebensjahr. 15 Prozent dieser Kinder im Alter von zwischen 6 und 14 Jahren gehen nicht zur Schule, bei den über 14-Jährigen sind es sogar über 50 Prozent. Oft erreicht die wöchentlic­he Arbeitszei­t 64 Stunden, obwohl das Gesetz in Bangladesh nur 42 Stunden erlaubt. Der gesetzlich­e Mindestloh­n liegt generell bei 1500 Taka (15 Euro) im Monat. In der Textilbran­che beträgt er jedoch 5300 Taka (53 Euro).

Kinder werden häufig auch als Haushaltsh­ilfen angeheuert. In Dhaka alleine arbeiten schätzungs­weise 300 000 Kinder als Haushaltsh­ilfen, anstatt zur Schule zu gehen. Die Mehrzahl von ihnen sind Mädchen. Missbrauch und Gewalt sind keine Seltenheit, viele werden wie Sklaven gehalten.

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