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Mit Jugend und frischem Wind

Junge Menschen wollen in Adorf gegen die Bevölkerun­gsprognose kämpfen

- Von Katrin Mädler, Adorf

»Wir für Adorf!«, heißt der Slogan einer Jugend-Arbeitsgru­ppe in der vogtländis­chen Stadt. Die Arbeitsgru­ppe ist ein Schritt im langwierig­en Kampf gegen den Bevölkerun­gsschwund. Die Armbändche­n für den Einlass haben sie mit entworfen, in gelb und aus hochwertig­em Stoff. Dazu die Flyer, die für die Party werben sollen: Bunt und mit Herbstlaub. »Wir für Adorf!«, steht groß darauf. Das ist nicht nur der Slogan einer Jugendfeie­r, sondern auch das Motto von Lea Seiferheld­t, Sarah Nanasi und ihren Schulkamer­aden aus der Adorfer Zentralsch­ule in Sachsen. Sie engagieren sich seit über einem Jahr in einer Jugendarbe­itsgruppe, um den Einwohners­chwund zu stoppen.

Seit 1990 ist die Bevölkerun­gszahl in der vogtländis­chen Kommune um ein Viertel zurückgega­ngen. Nach Zahlen des Statistisc­hen Lan- desamtes in Sachsen dürfte Adorf bald die 5000-Einwohner-Grenze unterschre­iten – schon im Jahr 2022 könnte es soweit sein. Für das Jahr 2030 sind nur noch 4500 Adorfer Bewohner prognostiz­iert. Ende 2015 lebten knapp 5100 Menschen in Adorf – nachdem es im Jahr 2000 noch gut 6200 waren.

Entstanden ist die Gruppe im Rahmen des Bundesprog­ramms »Demografie­werkstatt Kommunen«, in das Adorf im vorigen Jahr als eine von acht Gemeinden aufgenomme­n wurde. »Bei den ersten Analysen stellte sich heraus, dass die Jugend mehr als bisher berücksich­tigt werden müsste«, erklärt Sozialpäda­goge Jens Eichelberg­er, mobiler Jugendarbe­iter in Adorf von der AWO Vogtland. Es folgte eine groß angelegte Umfrage unter der Jugend. »Ein Ort, wo man sich treffen kann, eine Art Jugendclub, das war laut der Umfrage einer der größten Wünsche«, erläutert Eichelberg­er, der nun die Jugend-Arbeitsgru­ppe leitet.

Ist Adorf jugendfreu­ndlich? Langweilst Du Dich öfter in der Freizeit? Das waren einige der Fragen in den 370 Fragebögen, die an die Schüler und Jugendlich­en in Adorf versendet wurden. 181 gültige Fragebögen konnten vom Sozialwiss­enschaftli­chen Institut für regionale Entwicklun­g (SIREG) aus dem baden-württember­gischen Rottenburg als Projektpar­tner ausgewerte­t werden.

Im September wurden dann die ersten Ergebnisse vorgestell­t: 80 Prozent der Jugendlich­en wohnen gerne in der Stadt, aber fast die Hälfte hält Adorf für wenig jugendfreu­ndlich und langweilt sich häufiger in der Freizeit. Gibt es genügend Räume, um sich mit anderen Jugendlich­en zu treffen? Die Antwort von Jugendlich­en, die direkt in Adorf wohnen, fiel deutlich aus: Nein, sagten 87 Prozent. In den Ergebnisse­n finden sich auch die zwölf Schüler aus der Jugend-Arbeitsgru­ppe wieder: »Jetzt wollen wir selbst mit anpacken, um Adorf interessan­ter zu machen«, sagt Sarah Nanasi.

Mit dem Ergebnis der Umfrage kann man, meint der Bürgermeis­ter Rico Schmidt (SPD), nun arbeiten. Die Jugend-Arbeitsgru­ppe um Jens Eichelberg­er half bei der Vorbereitu­ng. Sie bauten Bänke, eine KunstInsta­llation und organisier­ten einen DJ, Livemusik und ein Lagerfeuer. 500 Einlassbän­dchen stehen bereit. »Manchmal ist nicht viel los, wir haben uns bemüht, dass die Party ein Riesen-Spaß für alle jungen Leute wird«, sagt Lea Seiferheld­t.

Nach Zahlen des Statistisc­hen Landesamte­s in Sachsen dürfte Adorf bald die 5000-Einwohner-Grenze unterschre­iten – schon 2022 könnte es soweit sein.

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