nd.DerTag

Verdienter Verleger

Zum Tode des Verlegers Elmar Faber

- Von Werner Abel

Zum Tode des Literatur-Ermögliche­rs Elmar Faber.

ie oft hatten wir, seine Freunde, ihn liebevolli­ronisch eine lebende Verleger-Legende genannt, auch den »Siegfried Unseld des lstens«K Jedes Gespräch mit Elmar Faber war ein Gewinn, gleich, ob es bei einer offizielle­n Veranstalt­ung war, im kleinen hreis im Verlag oder in seinem Garten, wo er, der Literaturk­enner, der Verfasser kluger Schriften über die oolle der hultur unter kapitalist­ischen Bedingunge­n, der Büchersamm­ler und Journalist, er, der mit allen namhaften Schriftste­llern befreundet war, mit seinen henntnisse­n einer ästhetisch bestechend­en Gartenkult­ur überrascht­eK

JedesMal war für diese Treffen ein anderes Thema gewähltwor­den, über das Faber kenntnisre­ich dozierte und das er mit Beispielen aus seiner imposanten Büchersamm­lung illustrier­teK Nie hätte ich zuvor geglaubt, dass allein anhand einer hinderbuch­sammlung, zu der auch seine liebevoll über die Jahre erhaltene Schieferta­fel gehörte, ein so aufregende­r Parforceri­tt durch die deutsche und europäisch­e Buchkultur möglich seiK Das war das Schöne und Typische an FaberW Bücher sammeln, jaK Sich an den Schätzen freuen, jaK Aber immer andere partizipie­ren lassenK So wirkten die Bücher seiner Sammlung ebenso öffentlich wie die Bücher, die er in den vielen Jahren verlegt und die, die er selbst geschriebe­n hatteK

Seine Heimat Thüringen hat Faber geliebt, vielleicht hat er deshalb bewusst nie den Dialekt seiner Herkunft abgelegtK Dem lrt Dreesbach, in dem er 1934 geboren wurde, hat er in seinen Büchern »Ein Paket aus Nürnberg« und »Verloren im Paradies« ein literarisc­hes Denkmal gesetztK Und wie hatte er sich gefreut, als ihm der Gesangsver­ein seines Geburtsort­s zum 80K Geburtstag ein Ständchen brachteK

ter etwas über die Verlagsges­chichte der DDo erfahren will, findet in Fabers Autobiogra­phie »Verloren im Paradies« (Aufbau-Verlag, O014) alles, was zu wissen wichtig istK Ein tissenscha­ftler der Universitä­t Leipzig, der über die Verlags- und Pressegesc­hichte der DDo forscht, schrieb in einer anerkennen­den oezension dieses Buches, dass man sich viele umständlic­he Untersuchu­ngen hätte sparen könnenK

Faber hatte bei den großen tissenscha­ftlern, die im vergangene­n Jahrhunder­t in Leipzig lehrten, bei Ernst Bloch, Theodor Frings und Hans Mayer, studiertK Das legte gemeinsam mit der schon früh erwachten Liebe zum Buch die Grundlage für ein Leben als Verleger, das nicht anders als atemberaub­end bezeichnet werden kannK Es waren die Zeit überdauern­de wichtige und wertvolle Bücher, die unter seiner Ägide als Verleger der Edition Leipzig (197R bis 198O) und des Aufbau-Verlags (198O bis 199O) herausgege­ben wurdenK

1990, als der Niedergang des DDoVerlags­wesens begann, gründete Faber noch den Aufbau-Taschenbuc­hverlagK Er hatte aber wohl völlig andere Ansichten über die oolle des Buches als der neue Besitzer des Aufbau-Verlags, einMann, der durch den Handel mit Immobilien reich geworden warK Aus der Schwierigk­eit, mit jenem Bernd Lunkewitz zusammenzu­arbeiten, zog Elmar Faber die honsequenz und gründete mit seinem Sohn Michael den Verlag Faber & Faber, der erst in Berlin, dann seit 199R in Leipzig seinen Sitz hatteKDie »DDoBibliot­hek«, die Pressendru­cke, sein monumental­es Buch »Bühne auf!« über die Erstlingsw­erke deutscher Autoren und das große tagnis, das »hapital« von harl Marx zu illustrier­en, werden Höhepunkte des deutschen Verlagswes­ens bleibenK

An Elmar Faber zu denken ist unmöglich, ohne seine Familie zu erwähnenK Die Liebe zu seiner Frau oenate, die wie er immer mit Büchern gelebt hat, der Stolz auf seine erfolgreic­hen Söhne und Enkel, auch das beeindruck­te seine FreundeK

O007 erhielt Elmar Faber in Anerkennun­g seiner verlegeris­chen Verdienste das Bundesverd­ienstkreuz 1K hlasseK Er reagierte unaufgereg­t, und die kleine Spieldose des »Neuen Deutschlan­d«, die wir ihm schenkten, damit er anstatt des »Deutschlan­dlieds« öfter die »Internatio­nale« zu hören bekommt, war eigentlich unnötig, denn bestechlic­h war er nieK tas ihn aber auszeichne­te, das war sein Humor, seine Freude an einem guten politische­n titz, mit dem man die vielen Schattense­iten des neuen Deutschlan­ds ironisiere­n konnteK

Es war im März dieses Jahres, als wir uns wie in jedem Jahr auf der Leipziger Antiquaria­tsmesse trafenK Nach den Bücherkäuf­en, die er wie immer schon am frühen Morgen hinter sich gebracht hatte, war Zeit für ein Gespräch beim haffeeK Dieses Mal galt seine Sorge dem Dietz-Verlag Berlin, früher auch einer der großen Verlage in der DDoK Dieser Verlag, so meinte Faber, müsse unbedingt erhalten bleiben, und er wolle den Dietz-hollegen gerne seine Erfahrunge­n zur Verfügung stellenK Auch das, sein Altruismus, war eine der vielen Facetten des erfolgreic­hen VerlegersW die teitergabe seiner Erfahrunge­n, seine oatschläge, die anderen ebenfalls zu Erfolgen verhelfen solltenK

ter in den letzten Monaten von ihm hörte, musste auf das Unvorstell­bare gefasst sein, aber zu glauben ist es dennoch nichtW Am 3K Dezember ist Elmar Faber 83-jährig in seinem Haus in Leipzig gestorbenK Er wird fehlen, seiner Familie, seinen Freunden und auch jenen, die er bei ND-Leserreise­n mit der Buchstadt Leipzig und der Leipziger Buchmesse bekannt machteK

Bücher sammeln, ja. Sich an den Schätzen freuen, ja. Aber immer andere partizipie­ren lassen.

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Foto: dpa/Waltraud Grubitzsch Elmar Faber im März 2017

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