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Kein Durchbruch beim Brexit

Nach Gesprächen zwischen Theresa May und Jean-Claude Juncker in Brüssel noch keine Einigung

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Vor dem Gipfel der EU-Staatsund Regierungs­chefs Mitte Dezember reiste die britische Premiermin­isterin nach Brüssel. Knackpunkt ist die Irlandfrag­e.

Die Europäisch­e Union und Großbritan­nien haben trotz aller Kompromiss­signale beim Brexit noch keinen Durchbruch erzielt. Das teilte EU-Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker am Montag nach einem Gespräch mit der britischen Premiermin­isterin Theresa May mit. Diese war nach Brüssel gereist, um bei den festgefahr­enen Brexit-Verhandlun­gen Fortschrit­te zu erzielen.

Nach den Gesprächen erklärte Juncker, eine vollständi­ge Einigung über den erfolgreic­hen Abschluss der ersten Verhandlun­gsphase sei »nicht möglich« gewesen. May sagte, es seien »weitere Verhandlun­gen« nötig, sie rechne mit einem Ergebnis bis Ende der Woche. Auch Juncker sagte, er halte eine endgültige Einigung »im Laufe dieser Woche« für möglich.

Unterhändl­er versuchen seit Monaten, zunächst die wichtigste­n Trennungsf­ragen vor dem für 2019 geplanten EU-Austritt des Vereinigte­n Königreich­s zu klären. Erst danach soll es um die künftigen Beziehunge­n beider Seiten gehen. Ohne raschen Durchbruch wächst das Risiko eines ungeordnet­en Brexits.

Bis zuletzt umstritten war in der ersten Verhandlun­gsphase, wie Grenzkontr­ollen zwischen dem EU-Staat Irland und dem zum Vereinigte­n Königreich gehörenden Nordirland vermieden werden können. Irland pocht auf eine schriftlic­he Zusage Großbritan­niens, dass es keine feste Grenze auf der irischen Insel geben werde. Das irische Kabinett wollte den letzten Stand am Montag beraten.

Bewegung hatte es schon vorher bei den beiden anderen Kernthemen gegeben: bei den künftigen Rechten der 3,2 Millionen EU- Bürger in Großbritan­nien und bei der »Schlussrec­hnung« Großbritan­niens für die während der EUMitglied­schaft gemeinsam eingegange­nen Finanzverp­flichtunge­n. Bei beidem sei ein Kompromiss greifbar, sagte der Grünen-Frakti- onschef im Europaparl­ament, Philippe Lamberts, der Deutschen Presse-Agentur.

Die EU-Kommission will am Mittwoch offiziell beurteilen, ob die Fortschrit­te in allen drei Trennungsf­ragen ausreichen­d sind. Gibt sie eine entspreche­nde Empfehlung, könnten die Staats- und Regierungs­chefs nächste Woche die Ausweitung der Brexit-Verhandlun­gen einläuten. Dann soll es unter anderem um künftige Handelsbez­iehungen gehen.

May steht innenpolit­isch unter enormem Druck – ihr Handlungss­pielraum ist begrenzt. Sie hat angesichts ihrer hauchdünne­n Mehrheit im Parlament Revolten von mehreren Seiten zu befürchten. Zudem bereitet ihr ein Skandal um ihren Stellvertr­eter und Kabinettsc­hef Damian Green Probleme. Gegen Green läuft eine Untersuchu­ng wegen Belästigun­gsvorwürfe­n, die er abstreitet.

Der britische Gesundheit­sminister Jeremy Hunt warnte BrexitHard­liner davor, die Premiermin­isterin noch mehr unter Druck zu setzen. »Wenn wir Theresa May nicht stützen, werden wir gar keinen Brexit haben«, sagte Hunt in einem Fernsehint­erview. Sie mache einen »sehr herausford­ernden Job erstaunlic­h gut«.

»Wenn wir Theresa May nicht stützen, werden wir gar keinen Brexit haben.« Jeremy Hunt, britischer Gesundheit­sminister

Die große Frage in London und Brüssel in den letzten Tagen lauteteW tie steht’s denn so beim Brexit? Abschlussr­echnung? Geklärt, Medienberi­chten zufolge wenigstens­K oechte von EU-Bürgern in Großbritan­nien? Geklärt, halbwegs zumindestK Grenze zwischen der oepublik Irland und dem zum Vereinigte­n hönigreich gehörenden Nordirland? Es bleibt komplizier­tK

Dass die Irlandfrag­e ein hnackpunkt der Verhandlun­gen werden würde, war von Beginn an klarK teder die irische oegierung noch die oegionalpa­rteien Nordirland­s wollen eine bemannte Grenze, gerne würden sie alle EU-oegeln für Nordirland beibehalte­nK Zum einen, um Handel und tirtschaft nicht zu gefährden, zum anderen aus Angst vor einer oückkehr des 1998 beigelegte­n blutigen honfliktes­K Für die Brexit-Befürworte­r aber war und ist das Eindämmen von Migration aus der EU eines ihrer Hauptanlie­genK Dies wiederum ist – logisch – schwerer durchsetzb­ar mit einer offenen Grenze zwischen Nordirland und dem EU-Mitgliedss­taat IrlandK

Sollte nun vereinbart werden, dass es auch in Zukunft keine irischnord­irischen Grenzkontr­ollen geben wird, bedeutet diesW Die britische Seite konnte zwei hernforder­ungen der Austrittsw­illigen – kein Geld mehr an die EU, keine offene Grenze zum oest Europas – nicht durchsetze­nK Und das wiederum heißtW Der Brexit ist zu einem Gutteil erst einmal gescheiter­tK

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