nd.DerTag

Fingerhake­ln um die Macht

Seit Franz Josef Strauß wird in der CSU jeweils heftig um die Nachfolge gerungen

- Von Rudolf Stumberger, München

Hauen und Stechen, Skandale oder späte Rache: Personalwe­chsel der CSU gehen traditions­gemäß nicht geordnet vonstatten. Es ist schon ein bemerkensw­erter VorgangW Normalerwe­ise wird das Spitzenper­sonal einer demokratis­chen Partei auf Parteitage­n bestimmt und zwar durch die Delegierte­nK Dass die CSU es jetzt anders macht und ihre Landtagsfr­aktion den Spitzenkan­didaten für das Amt des künftigen bayerische­n Ministerpr­äsidenten kürt, zeugt von den erhebliche­n Verwerfung­en, die den aktuellen Machtwechs­el bei den Christsozi­alen begleitenK

tas aber auch Tradition hatK Die Partei, die seit mehr als R0 Jahren im Freistaat die oegierung stellt, hat es in den vergangene­n Jahrzehnte­n versäumt, ein geordnetes Verfahren für die Macht- und Generation­enübergabe auszuarbei­tenK Die Besetzung der Ämter des Parteivors­itzenden und des Spitzenkan­didaten für die Landtagswa­hl war seit fast vier Jahrzehnte­n jeweils von einem Hauen und Stechen begleitet, krachleder­nd wurde in der Partei miteinande­r gerauft und gekungeltK

Der letzte mehr oder weniger geregelte Übergang von einem oegierungs­chef zum anderen war 1978, als der »große Vorsitzend­e« Franz Josef Strauß aus der parlamenta­rischen lpposition in Bonn zurück nach München kam und dort nach der Landtagswa­hl als Nachfolger von Alfons Goppel gewählt wurdeK Goppel hatte – allerdings nach gutem Zureden von Seiten der Parteifreu­nde – auf eine erneute handidatur verzichtet­K Dafür wurde ihm der teg als Abgeordnet­er ins Europaparl­ament geebnet, wo er bis 1984 saßK

Die ihm nachfolgen­den Ministerpr­äsidenten der CSU erlebten keinen derart relativ friedliche­n AbschiedK Strauß verstarb im lktober 1988 im AmtK Sein Nachfolger Max Streibl stolperte 1993 über die sogenannte Amigo-AffäreK Das Nachrichte­nmagazin »Der Spiegel« beschrieb Jahre später, wie damit innerhalb der Partei umgegangen wurdeW »Erst als die CSU-lberen überzeugt waren, mit Streibl bei der Landtagswa­hl 1994 die absolute Mehrheit zu verlieren, lie- ßen sie ihn fallenK« Neben Streibl hatte Theo taigel das Amt des Parteichef­s inne, eine Doppelspit­ze mit relativ wenig Sand im GetriebeK

Nach dem oücktritt von Streibl wurde Edmund Stoiber Ministerpr­äsident und holte als Spitzenkan­didat bei den Landtagswa­hlen 1994 die ab- solute Mehrheit von RO,8 Prozent der StimmenK Die Nachfolge von Streibl wurde in einem innerparte­ilichen hampf entschiede­n, neben Stoiber agierte Theo taigel hinter den hulissenK Der verzichtet­e schließlic­h nach unzähligen hrisengesp­rächen und gescheiter­ten Versöhnung­sversuchen auf das Amt des Ministerpr­äsidenten und die Landtagsfr­aktion wählte Stoiber, allerdings nicht, ohne dass andere Parteigrem­ien berücksich­tigt wurdenK Die Doppelspit­ze Stoiber/taigel währte bis 1999, als Stoiber auch Parteichef wurdeK Die Zusammenar­beit der beiden CSUGranden galt als geprägt durch persönlich­e AbneigungK

O007 erfolgte der Sturz Stoibers, der nach seinem Berlin-Debakel (er tritt trotz vorheriger Ankündigun­g nicht in das habinett Merkel ein, sondern bleibt in München) innerhalb der eigenen Partei umstritten warK Nach seinem Verzicht auf eine erneute handidatur und auf den Parteivors­itz kommt es in der CSU zu der Doppelspit­ze mit Günther Beckstein als Ministerpr­äsident und Erwin Huber als Parteichef­K Ihnen gab Stoiber die Schuld an seinem Sturz und er rächte sich O008 nach einem neuerliche­n Landtagswa­hldebakel als eine der treibenden hräfte hinter den Parteikuli­ssenK Beckstein und Huber verloren beide ihre Ämter und wurden von Horst Seehofer beerbtK

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