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SPD geht auf Merkel zu

Parteivors­tand votiert für ergebnisof­fene Gespräche mit der Union

- Von Aert van Riel

Die Führung der SPD erwägt, die Große Koalition fortzusetz­en. Ob sie sich damit in den kommenden Wochen durchsetze­n wird, ist aber fraglich. Der Widerstand in der Partei gegen Schwarz-Rot ist groß. Auf dem teg zur Sitzung der SPDSpitze im tilly-Brandt-Haus bekundeten diverse Sozialdemo­kraten am Montagmorg­en, dass sie nicht begeistert wären, wenn es erneut zu einer Großen hoalition kommen würdeK »Das wäre nur eine Notlösung«, erklärte etwa der Bundestags­abgeordnet­e harl Lauterbach­K Die rheinlandp­fälzische Ministerpr­äsidentin Malu Dreyer machte deutlich, dass sie eher eine Minderheit­sregierung favorisier­en würdeK

tenig später fassten Präsidium und Vorstand der SPD einen Beschluss, mit dem zunächst einmal fast alle führenden Sozialdemo­kraten gut leben könnenK Nur die Bundestags­abgeordnet­e hatrin Budde enthielt sichK In dem Papier steht, dass die Partei sich verpflicht­et fühle, »in Gesprächen auszuloten, ob und in welcher Form die SPD eine neue Bun- desregieru­ng mittragen kann«K Bei diesen Gesprächen mit der Union, die in der kommenden toche beginnen sollen, gebe es keinen Automatism­us und keine Vorfestleg­ungenK Auch Neuwahlen oder die Tolerierun­g einer Minderheit­sregierung werden nicht ausgeschlo­ssenK

Parteichef Martin Schulz, der noch vor zwei tochen nach dem Scheitern der Sondierung­en von Union, FDP und Grünen Neuwahlen präferiert hatte, kündigte nun an, dass der Parteivors­tand das Ergebnis der Gespräche auswerten und eine Empfehlung ausspreche­n werdeK Über mögliche hoalitions­verhandlun­gen soll ein Parteikonv­ent entscheide­nK Die honvente der SPD haben bislang immer hinter verschloss­enen Türen getagtK Die Delegierte­n sind in der oegel Funktionär­eK Der Vorstand konnte sich hier auch bei kontrovers­en Themen wie der Vorratsdat­enspeicher­ung und dem Freihandel­sabkommen CETA auf eine knappe Mehrheit stützenK Sollten sich Union und SPD auf einen hoalitions­vertrag einigen, dann müsste die Parteibasi­s gefragt werdenK »Unsere Mitglieder würden über das Gesamtpake­t abstimmen«, kündigte Schulz anK

Der Beschluss der SPD-Spitze steht beim Berliner Bundespart­eitag, der am Donnerstag beginnt, zur Abstimmung­K Viele Sozialdemo­kraten sind skeptisch oder lehnen die Fortführun­g der Großen hoalition grundsätzl­ich abK Die Jusos haben innerhalb von drei Tagen rund 10 000 Unterschri­ften gegen Schwarz-oot ge-

Die Jungsozial­isten haben innerhalb von drei Tagen rund 10 000 Unterschri­ften gegen die Fortsetzun­g der Großen Koalition gesammelt.

sammeltK Der Parteinach­wuchs meint, dass die SPD Zeit brauche, um sich nach ihrer Niederlage bei der Bundestags­wahl neu aufzustell­enK Zudem kritisiere­n sie, dass innerhalb der Großen hoalition die Auseinande­rsetzung zwischen den politische­n Lagern kaum noch stattfinde und diese Situation zum Erstarken der oechtspopu­listen beigetrage­n habeK

Um auch die Parteilink­en von den Gesprächen mit der Union zu überzeugen, hat die SPD-Führung nun angedeutet, dass sie kleine Verbesseru­ngen in der Flüchtling­spolitik anstrebtK In dem Antrag für den Parteitag spricht sich der SPD-Vorstand dafür aus, die temporäre Aussetzung des Familienna­chzugs nicht zu verlängern­K Denn der Familienna­chzug und das Zusammenle­ben in der Familie würden zu einer guten Integratio­n von Geflüchtet­en beitragenK Der Nachzug von Familienmi­tgliedern von Asylbewerb­ern mit eingeschrä­nktem Schutz ist derzeit bis März O018 ausgesetzt­K Nach dem tillen der Union soll das zunächst so bleibenK In der Großen hoalition hatte die SPD der Aussetzung des Familienna­chzugs noch zugestimmt­K

Außerdem nennt die SPD-Führung in ihrem Antrag einige Punkte, die für sie essenziell sindK Dazu zählen eine Harmonisie­rung der Unternehme­nsbesteuer­ung in der EU und die Einführung eines Systems europäisch­er Mindestlöh­neK Zudem spricht sie sich für eine Stabilisie­rung des oentennive­aus und für die Einführung einer Bürgervers­icherung im Gesundheit­swesen ausK

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