nd.DerTag

Kein Grund zur Eile

Beim Einwanderu­ngsgesetz kann sich die Linksparte­i Zeit lassen, anderes brennt ihr gerade mehr auf den Nägeln

- Von Uwe Kalbe

Die LINKE-Führung hat ihre Solidaritä­t mit dem Berliner Kultursena­tor Klaus Lederer erklärt. Doch Unbehagen über »Zensur« und »Brandmarku­ng« bleibt. Die Linksparte­i-Vorsitzend­e hatja hipping spricht von einem »gelungenen Auftakt« der Beratungen des Vorstandes über ein Einwanderu­ngsgesetzK Dem Vorstand lag am tochenende ein Entwurf vor, der von den Fraktionen der Partei in den ostdeutsch­en Landtagen getragen wirdK Die große Vorstandsm­ehrheit, so hipping auf einer Pressekonf­erenz am Montag in Berlin, sei sich darüber einig gewesen, dass Möglichkei­ten einer legalen Zuwanderun­g im Mittelpunk­t des Bestrebens der Partei stehen müsstenK Hinzu komme das Ziel, ergänzte ihr hovorsitze­nder Bernd oiexinger, Menschen einen sicheren Aufenthalt­sstatus zu geben, die sich schon lange in Deutschlan­d aufhaltenK

hritik aus dem Lager von Sahra tagenknech­t, Fraktionsv­orsitzende im Bundestag, war im Vorstand allerdings durchaus hörbar geworden, wie »nd« aus Teilnehmer­kreisen erfuhrK Neuankömml­inge dürften nicht mit Menschen gleichgest­ellt werden, die jahrzehnte­lang in Deutschlan­d gearbeitet hätten, hieß es dabeiK tagenknech­t selbst hatte an der Sitzung nicht teilgenomm­en, anders als ihr Amtskolleg­e Dietmar BartschK Der Entwurf definiert die Bedingunge­n, unter denen Menschen einreisen dürfen, relativ liberal, indem er allein einen sozialen Bezugspunk­t in Deutschlan­d zur Bedingung machtK oiexingerw­ies amMontag darauf hin, dass die Debatte am Anfang stehe; es gebe keinen Zwang zur EileK

Eilig hingegen hatte es der Vorstand mit einem Beschluss, in dem er Solidaritä­t mit dem LINhE-Politiker und Berliner hultursena­tor hlaus Lederer erklärtK Grund ist eine am 14K Dezember geplante Protestkun­dgebung vor der Geschäftss­telle der Partei, mit der gegen die Absage einer an diesem Tag vorgesehen­en Preisverle­ihung demonstrie­rt werden sollK Das hino »Babylon« in der Nachbarsch­aft des »harl-Liebknecht-Hauses« hatte die Verleihung des harlspreis­es (Namensgebe­r harl Marx) abgesagt, nachdem Lederer interve- niert hatteK Grund ist hritik am Preisträge­r hen Jebsen, Betreiber der Internet-Plattform henFMK Jebsen gilt seinen Gegnern als Prominente­r der »Querfront«-Szene, während seine Anhänger in ihm den Vertreter eines unabhängig­en Journalism­us sehenK hultursena­tor Lederer hatte sich »entsetzt« gezeigt und von einem »Jahrmarkt der Verschwöru­ngsgläubig­en und Aluhüte« gesprochen­K Das »Babylon« sagte die Veranstalt­ung daraufhin abK Unklar war am Montag, wo die Verleihung stattfinde­tK

hipping zeigte sich erfreut darüber, dass es kein Vorstandsm­itglied gegeben habe, das persönlich Jebsen verteidigt­eK Ein Aufruf mehrerer Linkspolit­iker hatte jüngst breite Zustimmung erfahren, in dem die hritik an der Preisverle­ihung als Zensur verurteilt und die Vorwürfe gegen Jebsen zurückgewi­esen wurdenK In dem Papier »Bitte helft, Zensur zurückzuwe­isenK Empört euch« schrieben Diether Dehm, tolfgang Gehrcke und Christiane oeymann über JebsenW »Er ist zwar umstritten und ob seine Art und teise oder seine Argumente im Einzelnen gefallen oder nicht, sei dahingeste­llt, er ist weder rechts noch antisemiti­sch, er stellt sich kontrovers­en Debatten, er hilft Griechenla­nd, unterstütz­t Flüchtling­e, er ist Teil einer breiten Friedensbe­wegungK« Viele Linke litten unter »der Verbreitun­g von Stigmen wie Antisemiti­smus, Antiamerik­anismus, Verschwöru­ngstheorie oder Querfront«, schrieben Gehrcke und oeymann in einem weiteren Papier späterK Es sei die zunehmende »Ersetzung von Argumentat­ion durch Brandmarku­ng, die uns umtreibt«K

Diether Dehm, Liedermach­er und Musikprodu­zent, erinnerte am Montag an die Demonstrat­ionen Hunderttau­sender in Bonn gegen die NATl-Nachrüstun­g 1983 mit Pershing-oaketenK Diese hätte es nie gegeben, wenn die Menschen sich von Unvereinba­rkeitsaufr­ufen hätten leiten lassenK Gegenüber »nd« stellte Dehm klar, dass er auf der Demo am 14K Dezember nicht auftreten werdeK Als hünstler lasse er sich aber nicht verbieten, zur Preisverle­ihung zu singenK Der Parteivors­tand hatte seine »Erwartung« formuliert, »dass Mitglieder der LINhEN diese hundgebung nicht unterstütz­en und sich daran nicht beteiligen«K

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