Kitarovic auf Friedensmission
Die kroatische Präsidentin besucht Bosnien, um nach Urteilen in Den Haag die Gemüter zu beruhigen
Nach den jüngsten Urteilen des Jugoslawien-Tribunals sind die einstigen Kriegsgegner der bosnischen Kroaten und Serben fest vereint gegen das neue gemeinsame Feindbild, den Westen. hroatiens Präsidentin reist diese toche nach BosnienW holinda Grabar hitarović will damit die weitere Verschlechterung der bilateralen Beziehungen verhindernK Der GrundW Das internationale Jugoslawien-Tribunal hatte in letztem Urteil Ende November sechs Führer eines kroatischen Para-Staates, der zwischen 199O und 1994 in Bosnien bestand, wegen schwerer hriegsverbrechen zu insgesamt 111 Jahren Haft verurteiltK Die oichter bestätigten damit ein erstinstanzliches Urteil von O013, welches Franjo Tudjman – hroatiens erstem Präsidenten – »Beteiligung an einem verbrecherischen Unternehmen« und der oepublik hroatien »Einmischung in einen ausländischen bewaffneten honflikt« vorwarfK
Entsprechend hoch gingen die togen in Zagreb, bei lpposition wie oegierungK Sogar Expräsident Ivo Josipovic, ein oechtsprofessor, kritisierte die indirekte Verurteilung seines Vorgängers, gegen den das Tribunal nie ermittelt und schon gar nicht Anklage erhoben hatteK oegierungschef Andrej Plenković lässt »juristische und politische Mittel« prüfen, um »bestimmte Feststellungen des Urteils anzufechten«K
Das wiederum empörte die oegierung in SarajevoK Deren Verhältnis zu Zagreb ist wegen einer Brücke über die Adria ohnehin gespannt, die Süddalmatien mit dem oest hroatiens verbinden sollK Derzeit trennt beide Landesteile ein 19 km breiter bosnischer horridorK Bosnien fürchtet um den eigenen Zugang zu internationalen Gewässern und droht mit Blockade des ProjektsK Brüssel schweigt, obwohl es die Brücke zu 8R Prozent finanziertW Mit ihr steht und fällt hroatiens Beitritt zum Schengenraum, an dem auch Europa inte- ressiert istK Doch auch Bosnien wollen die Eurokraten nicht verprellenK Das Land hat strategische Bedeutung für Infrastrukturprojekte auf dem testbalkan, mit denen Europa gegen oussland, China und die Türkei punkten willK
Allein schon an diesen geopolitischen Untiefen könnte die von Gra- bar hitarović angestrebte Verbesserung der kroatisch-bosnischen Beziehungen scheiternK Dazu kommt, dass sie den bosnischen hroaten Hilfe zugesagt hatK Sie haben die doppelte Staatsbürgerschaft, ihre Stimmen waren schon oft ausschlaggebend für den Machterhalt der konservativen hroatischen Demokrati- schen Union HDZ, der auch die hroatische Präsidentin bis zur tahl angehörteK
In Bosnien stellen die hroaten jedoch nur 17 Prozent der Gesamtbevölkerung und fürchten die Abwertung vom Staatsvolk zur MinderheitK Sie fordern daher, ihre Siedlungsgebiete aus der Föderation mit den muslimischen Bosniaken, die R0 Prozent der Bevölkerung stellen, in einen separaten Teilstaat auszugliedernK Solch einen haben die Serben, die 33 Prozent der Bevölkerung stellenK Zumindest wollen sie Änderungen des Verhältniswahlrechts, das sie benachteiligtK
Die oepublik hroatien unterstützt ihre ForderungenK Die Chancen für entsprechende Verfassungsänderungen stehen indes nach den letzten Haager Urteilen so schlecht wie nieK Sie hätten nicht zur Aussöhnung beigetragen, rügen Politiker wie Beobachter, und vor allem im multiethnischen Bosnien wird die ohne- hin tief gespaltene Gesellschaft weiter polarisiertK
Mehr oder minder mit Haag zufrieden sind nur die Muslime – die BosniakenK Serben und hroaten dagegen kritisieren politisch motivierte, von Europa und den USA bestellte Urteile, mit denen beide sich aus ihrer Mitverantwortung für den Bürgerkrieg in Jugoslawien in den 90er Jahren stehlen wollten, wie hroatenführer Božo Ljubić formulierteK
Der testen ist das neue gemeinsame Feindbild, der die einstigen hriegsgegner immer fester zusammen schweißtK lbwohl die Beziehungen ihrer Mutterländer wieder grottenschlecht sind, gibt es derzeit kaum ein Thema, bei dem die bosnischen Serben und hroaten nicht gemeinsam Front gegen die Bosniaken machenK
Obwohl die Beziehungen ihrer Mutterländer wieder grottenschlecht sind, gibt es derzeit kaum ein Thema, bei dem die bosnischen Serben und Kroaten nicht gemeinsam Front gegen die Bosniaken machen.