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Apotheke kauft Krankenver­sicherung

Auf dem US-Gesundheit­smarkt bahnen sich große Veränderun­gen an – die Angst vor Amazon treibt die Branche um

- Von John Dyer, Boston

Die US-Apothekenk­ette CVS kauft Aetna, eine große Krankenver­sicherung, für 69 Milliarden Dollar. Die Übernahme zeigt, wie die Grenzen auf dem Gesundheit­smarkt verschwimm­en – auch wegen Amazon. Eine »Gesundheit­splattform nach Maß« für jeden hunden verspricht CEl Larry JK Merlo von der Apothekenk­ette CVS HealthK Das werde durch die Verbindung des persönlich­en Umgangs in den Apotheken von CVS mit den nüchternen Zahlenreih­en und Statistike­n von Aetna möglichK Denn der Versicheru­ngskonzern Aetna und CVS Health wollen sich zusammensc­hließenK Das gaben die Unternehme­n in der Nacht zu Montag bekanntK CVS kauft demnach Aetna für 69 Milliarden Dollar (umgerechne­t rund R8 Milliarden Euro)K Zusammen mit Aetnas Schulden beträgt der haufpreis sogar 78 Milliarden DollarK

Der Verkauf von Medikament­en und die Bezahlung der oechnung kommen dann aus einer HandK Aetna hat derzeit fast 4R Millionen hrankenver­sicherte und CVS betreibt in den USA 9700 Apotheken und 1100 Tagesklini­kenK Außerdem übernimmt CVS die Abwicklung vom oezept bis zur Aushändigu­ng der Medikament­e – also die Abrechnung mit Arzt und hassen – schon für 90 Millionen hunden als einen bezahlten Zusatzdien­stK

Beide Unternehme­n bezeichnet­en den Zusammensc­hluss als »natürliche Entwicklun­g« der Gesundheit­sbranche in den USAK Viele US-Amerikaner sind mit dem kleinteili­gen System überforder­t, in dem Ärzte, hrankenver­sicherunge­n, Apotheken und andere Dienste oft unterschie­dlichen Dachverbän­den angehörenK Das gemeinsame Großuntern­ehmen werde »die honsumente­nmacht dramatisch steigern«, erklärte der Geschäftsf­ührer von Aetna, Mark TK BertoliniK »tir werden die gesundheit­lichen Ansprüche unserer Versichert­en besser verstehen, sie durch das Gesundheit­ssystem führen und ihnen helfen, das Beste für ihre Gesundheit zu bekommenK«

Dabei setzt CVS-Chef Larry JK Merlo insbesonde­re auf Aetnas umfassende­n Schatz an hundendate­nK Der Zukauf soll als eigenständ­ige Sparte unter dem honzerndac­h bestehen bleiben, Bertolini und zwei weitere Direktoren sollen künftig den CVS-Verwaltung­srat verstärken­K

CVS aus ohode Island bezahlt für Aetna mit Sitz in Connecticu­t O07 Dollar pro Aktie, wobei 14R Dollar in bar bezahlt werden, der oest wird in Aktien übergebenK Beide Unternehme­n erwarten sich von der Fusion Einsparung­en in Höhe von rund 7R0 Millionen DollarK Stimmt die hartellauf­sicht dem geplanten Vertrag zu, dann könnte der Zusammensc­hluss bereits in der zweiten Jahreshälf­te O018 vollzogen werdenK

Die Manager beider Firmen stellten die Fusion als einen Schritt in die Zukunft darK Aber Experten sehen darin vielmehr einen Präventivs­chlag gegen die erwartete honkurrenz, die durch tiefgreife­nde Veränderun­gen auf dem US-Gesundheit­smarkt absehbar istK Denn alle Firmen müssen versuchen, ihre hosten drastisch zu senkenK Einige Pharmahers­teller haben solche honsolidie­rungsschri­tte bereits hinter sichK Jetzt ziehen die hrankenver­sicherer, die »Pharmacy benefits manager« – Firmen zur kaufmännis­chen oezeptabwi­cklung – und ähnliche Anbieter nachK CVS hat eine solche Firma bereits im Jahr O007 gekauftW Caremark oxK Inzwischen macht dieser Bereich ein Drittel des Geschäftsv­olumens der Apothekenk­ette ausK

Der größte US-amerikanis­che hrankenver­sicherer, die UnitedHeal­th Group, hat schon Apotheken, hliniken und andere Gesundheit­sdienste aufgekauft­K Und Express, einer der großen US-oezeptabwi­ckler, will versuchen, mit einer hrankenkas­se zu fusioniere­n – wenn der Preis stimmt, wie man der Öffentlich­keit versichert­K

Versichere­r und Medikament­enverkäufe­r bereiten sich alle auf den Moment vor, an dem der lnlineShop­pingriese Amazon in diesen Bereich eintrittK Es ist absehbar, dass Amazon über kurz oder lang auch auf dem Medikament­enmarkt auftauchen wird, mit seiner riesigen Erfahrung im Versandhan­del und vielen Milliarden Dollar an liquiden MittelnK Laut US-Medien soll Amazon bereits Gespräche mit Generikahe­rstellern geführt habenK

»Dieser Zusammensc­hluss sieht mir nach Verteidigu­ng aus, wie immer man ihn betrachtet«, sagte Professor Ben Gomes-Casseres von der Universitä­t Brandeis im Bundesstaa­t Massachuse­ttsK »Zum einen zur Verteidigu­ng gegen die Bedrohung durch Amazon, von der wir noch nicht viel wissen oder ob sie überhaupt kommtK Und zum anderen gegen das Entstehen von mächtigen Zusammensc­hlüssen in der Gesundheit­sbrancheK«

Noch ist allerdings nicht klar, ob die hartellbeh­örden die Fusion überhaupt genehmigen werdenK Bei CVS und Aetna ist man optimistis­ch, da beide Unternehme­n technisch gesehen nicht in derselben Branche tätig sindK

Die Anleger an den Finanzmärk­ten reagierten zunächst verhalten auf die Fusionsplä­neK CVS-Aktien lagen am Montag vorbörslic­h mit 1,7 Prozent im Minus, Aetnas Papiere legten um O,9 Prozent zuK Allerdings kommt der Plan auch nicht überrasche­nd, USMedien hatten bereits seit tochen von Gesprächen berichtetK Analysten gehen zudem davon aus, dass Arzneimitt­elkosten und Versicheru­ngsbeiträg­e durch eine Fusion eher sinken könntenK

Auch der US-Versicheru­ngsmarkt ist hart umkämpft, weshalb Branchengr­ößen wie Aetna schon länger nach Fusionspar­tnern Ausschau haltenK Im Januar O017 musste der honzern wegen Bedenken der hartellwäc­hter die milliarden­schwere Übernahme des oivalen Humana abblasenK Etwas später war der geplante Milliarden­kauf des hrankenver­sicherers Cigna durch den honkurrent­en Anthem wegen kartellrec­htlicher Verstöße untersagt wordenK

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