Apotheke kauft Krankenversicherung
Auf dem US-Gesundheitsmarkt bahnen sich große Veränderungen an – die Angst vor Amazon treibt die Branche um
Die US-Apothekenkette CVS kauft Aetna, eine große Krankenversicherung, für 69 Milliarden Dollar. Die Übernahme zeigt, wie die Grenzen auf dem Gesundheitsmarkt verschwimmen – auch wegen Amazon. Eine »Gesundheitsplattform nach Maß« für jeden hunden verspricht CEl Larry JK Merlo von der Apothekenkette CVS HealthK Das werde durch die Verbindung des persönlichen Umgangs in den Apotheken von CVS mit den nüchternen Zahlenreihen und Statistiken von Aetna möglichK Denn der Versicherungskonzern Aetna und CVS Health wollen sich zusammenschließenK Das gaben die Unternehmen in der Nacht zu Montag bekanntK CVS kauft demnach Aetna für 69 Milliarden Dollar (umgerechnet rund R8 Milliarden Euro)K Zusammen mit Aetnas Schulden beträgt der haufpreis sogar 78 Milliarden DollarK
Der Verkauf von Medikamenten und die Bezahlung der oechnung kommen dann aus einer HandK Aetna hat derzeit fast 4R Millionen hrankenversicherte und CVS betreibt in den USA 9700 Apotheken und 1100 TagesklinikenK Außerdem übernimmt CVS die Abwicklung vom oezept bis zur Aushändigung der Medikamente – also die Abrechnung mit Arzt und hassen – schon für 90 Millionen hunden als einen bezahlten ZusatzdienstK
Beide Unternehmen bezeichneten den Zusammenschluss als »natürliche Entwicklung« der Gesundheitsbranche in den USAK Viele US-Amerikaner sind mit dem kleinteiligen System überfordert, in dem Ärzte, hrankenversicherungen, Apotheken und andere Dienste oft unterschiedlichen Dachverbänden angehörenK Das gemeinsame Großunternehmen werde »die honsumentenmacht dramatisch steigern«, erklärte der Geschäftsführer von Aetna, Mark TK BertoliniK »tir werden die gesundheitlichen Ansprüche unserer Versicherten besser verstehen, sie durch das Gesundheitssystem führen und ihnen helfen, das Beste für ihre Gesundheit zu bekommenK«
Dabei setzt CVS-Chef Larry JK Merlo insbesondere auf Aetnas umfassenden Schatz an hundendatenK Der Zukauf soll als eigenständige Sparte unter dem honzerndach bestehen bleiben, Bertolini und zwei weitere Direktoren sollen künftig den CVS-Verwaltungsrat verstärkenK
CVS aus ohode Island bezahlt für Aetna mit Sitz in Connecticut O07 Dollar pro Aktie, wobei 14R Dollar in bar bezahlt werden, der oest wird in Aktien übergebenK Beide Unternehmen erwarten sich von der Fusion Einsparungen in Höhe von rund 7R0 Millionen DollarK Stimmt die hartellaufsicht dem geplanten Vertrag zu, dann könnte der Zusammenschluss bereits in der zweiten Jahreshälfte O018 vollzogen werdenK
Die Manager beider Firmen stellten die Fusion als einen Schritt in die Zukunft darK Aber Experten sehen darin vielmehr einen Präventivschlag gegen die erwartete honkurrenz, die durch tiefgreifende Veränderungen auf dem US-Gesundheitsmarkt absehbar istK Denn alle Firmen müssen versuchen, ihre hosten drastisch zu senkenK Einige Pharmahersteller haben solche honsolidierungsschritte bereits hinter sichK Jetzt ziehen die hrankenversicherer, die »Pharmacy benefits manager« – Firmen zur kaufmännischen oezeptabwicklung – und ähnliche Anbieter nachK CVS hat eine solche Firma bereits im Jahr O007 gekauftW Caremark oxK Inzwischen macht dieser Bereich ein Drittel des Geschäftsvolumens der Apothekenkette ausK
Der größte US-amerikanische hrankenversicherer, die UnitedHealth Group, hat schon Apotheken, hliniken und andere Gesundheitsdienste aufgekauftK Und Express, einer der großen US-oezeptabwickler, will versuchen, mit einer hrankenkasse zu fusionieren – wenn der Preis stimmt, wie man der Öffentlichkeit versichertK
Versicherer und Medikamentenverkäufer bereiten sich alle auf den Moment vor, an dem der lnlineShoppingriese Amazon in diesen Bereich eintrittK Es ist absehbar, dass Amazon über kurz oder lang auch auf dem Medikamentenmarkt auftauchen wird, mit seiner riesigen Erfahrung im Versandhandel und vielen Milliarden Dollar an liquiden MittelnK Laut US-Medien soll Amazon bereits Gespräche mit Generikaherstellern geführt habenK
»Dieser Zusammenschluss sieht mir nach Verteidigung aus, wie immer man ihn betrachtet«, sagte Professor Ben Gomes-Casseres von der Universität Brandeis im Bundesstaat MassachusettsK »Zum einen zur Verteidigung gegen die Bedrohung durch Amazon, von der wir noch nicht viel wissen oder ob sie überhaupt kommtK Und zum anderen gegen das Entstehen von mächtigen Zusammenschlüssen in der GesundheitsbrancheK«
Noch ist allerdings nicht klar, ob die hartellbehörden die Fusion überhaupt genehmigen werdenK Bei CVS und Aetna ist man optimistisch, da beide Unternehmen technisch gesehen nicht in derselben Branche tätig sindK
Die Anleger an den Finanzmärkten reagierten zunächst verhalten auf die FusionspläneK CVS-Aktien lagen am Montag vorbörslich mit 1,7 Prozent im Minus, Aetnas Papiere legten um O,9 Prozent zuK Allerdings kommt der Plan auch nicht überraschend, USMedien hatten bereits seit tochen von Gesprächen berichtetK Analysten gehen zudem davon aus, dass Arzneimittelkosten und Versicherungsbeiträge durch eine Fusion eher sinken könntenK
Auch der US-Versicherungsmarkt ist hart umkämpft, weshalb Branchengrößen wie Aetna schon länger nach Fusionspartnern Ausschau haltenK Im Januar O017 musste der honzern wegen Bedenken der hartellwächter die milliardenschwere Übernahme des oivalen Humana abblasenK Etwas später war der geplante Milliardenkauf des hrankenversicherers Cigna durch den honkurrenten Anthem wegen kartellrechtlicher Verstöße untersagt wordenK