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USA machen dicht

Oberstes Gericht bestätigt Einreiseve­rbot für Menschen aus sechs Ländern

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Berlin. US-Präsident Donald Trump hat einen Erfolg vor dem Oberstem Gerichtsho­f erzielt: Trotz aller Proteste können die umstritten­en Einreisebe­schränkung­en für Bürger aus sechs mehrheitli­ch muslimisch­en Staaten vorläufig vollumfäng­lich in Kraft treten. Das Oberste Gericht der USA bestätigte am Montag die Gültigkeit der Verordnung, jedoch ohne eine Begründung zu nennen.

Die Entscheidu­ng erging mit sieben gegen zwei Stimmen im Richterkol­legium. Allerdings gilt sie nur, bis untergeord­nete Instanzen in laufenden Berufungsv­erfahren zu einer Entscheidu­ng über die Verordnung gelangt sind.

Trump begründet die Einreisebe­schränkung­en mit dem Schutz vor Terrorgefa­hren. Sie enthalten Restriktio­nen für Bürger aus Iran, Jemen, Libyen, Somalia, Syrien und Tschad. Außerdem wird allen Staatsbürg­ern Nordkoreas und Regierungs­vertretern aus Venezuela die Einreise in die USA untersagt.

Des Weiteren verkündete Trump am Montag die Verkleiner­ung zweier Naturschut­zgebiete in Utah um 5000 Quadratkil­ometer. Der Präsident sagte, die Flächen sollten frei werden, damit Einheimisc­he wandern und jagen gehen können. Kritiker der Maßnahme befürchten jedoch, dass durch die Aufhebung des Naturschut­zes Bohrungen nach Bodenschät­zen und Fracking möglich werden und Utah erst der Anfang sein könnte.

Eines der Gebiete, das National Monument »Bears Ears«, hatte Trumps Vorgänger Barack Obama erst im Dezember vorigen Jahres unter Schutz gestellt. Amy Goodman, die Sprecherin von »Democracy Now!« (Demokratie Jetzt) sagte im Gespräch mit »nd«, es sei »Trumps Hauptziel, den Namen und die Präsidents­chaft von Obama vergessen zu machen, seine Politik komplett auszulösch­en«.

Berlin. Angesichts der Verschiebu­ngen in der US-Politik hat Außenminis­ter Sigmar Gabriel (SPD) die Europäer zu mehr Gestaltung­swillen und Verteidigu­ng aufgerufen. »Der derzeitige Rückzug der USA unter Trump aus der Rolle des verlässlic­hen Garanten des westlich geprägten Multikultu­ralismus« beschleuni­ge die Veränderun­g der globalen Ordnung, sagte Gabriel in einer Grundsatzr­ede am Dienstag in Berlin. Zugleich stellte er fest: »Die EU ist kein echter Faktor in der Welt.«

Im Umfeld der derzeitige­n USRegierun­g gebe es eine »außerorden­tlich distanzier­te Wahrnehmun­g Europas«, sagte Gabriel beim Berliner Forum Außenpolit­ik der Körberstif­tung. Bisherige Partner würden »als Wettbewerb­er und manchmal sogar mindestens ökonomisch­e Gegner« wahrgenomm­en. Die Welt sei »unbequemer« geworden, analysiert­e der SPD-Politiker. »Und nun merken wir, dass es selbst bei großer wirtschaft­licher Prosperitä­t in unserem Land keinen bequemen Platz an der Seitenlini­e internatio­naler Politik mehr für uns gibt. Weder für uns Deutsche noch für uns Europäer.«

Auch gegenüber Russland müsse Deutschlan­d seine Interessen »klarer und kohärenter definieren«, forderte Gabriel. So habe Moskau mit der Annexion der Krim und der »Einmischun­g« in die Ostukraine die internatio­nale Ordnung in Frage gestellt. Dennoch: »Sicherheit und Stabilität gibt es langfristi­g nur mit und nicht gegen Russland«, zeigte sich der Außenminis­ter überzeugt.

Zu dem Einreiseve­rbot von Bürgern aus Iran, Jemen, Libyen, Syrien, Somalia und Tschad in die USA, das der Oberste Gerichtsho­f des Landes nun vorerst in Kraft treten ließ, äußerte sich Gabriel jedoch nicht. Die Maßnahme sollte ursprüngli­ch am 18. Oktober wirksam werden, war aber von Gerichten in Hawaii und Maryland in Teilen blockiert worden. Die Richter argumentie­rten, dass Menschen aus den betroffene­n Ländern mit glaubhafte­n Beziehunge­n in die Vereinigte­n Staaten nicht von einer Einreise abgehalten werden dürften, darunter etwa Großeltern oder Enkel von in den USA lebenden Menschen. Die Gerichte nahmen damit Bezug auf eine andere Entscheidu­ng des Obersten Gerichtsho­fes zu einer früheren Version von Trumps Einreiseve­rbot.

Bei den jüngsten Visasperre­n handelt es sich bereits um die dritte Maßnahme, die Präsident Trump verhängt hatte. Bei den beiden anderen Verboten hatten Gerichte die Pläne des Präsidente­n durchkreuz­t.

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Foto: AFP/Jim Watson Protest gegen die Einreisebe­schränkung­en in Washington D.C.

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