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Schwarze Liste der Steueroase­n

Europäisch­e Union prangert nur 17 Staaten und Gebiete an

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Brüssel. Nach monatelang­en zähen Diskussion­en hat die EU 17 Gebiete auf eine schwarze Liste von Steueroase­n gesetzt. Darauf verständig­ten sich die EU-Finanzmini­ster am Dienstag in Brüssel. Die Steuerprak­tiken von gut 45 zusätzlich­en Ländern beziehungs­weise Steuerregi­onen sollen weiter unter die Lupe genommen werden, wie der estnische Finanzmini­ster Toomas Tõniste erklärte. Estland hat derzeit den Vorsitz unter den EUStaaten inne.

Zu den Staaten auf der Liste gehören Südkorea, die Vereinigte­n Arabischen Emirate, Panama und Samoa. Ziel ist es, bisherige Steueroase­n durch das öffentlich­e Anprangern zu Gesetzesän­derungen beziehungs­weise mehr Steuertran­sparenz zu bewegen. Der Grünen-Europaabge­ordnete Sven Giegold sprach von einer »weichgespü­lten schwarzen Liste«, auf der sich nicht eine der wichtigste­n Steueroase­n finde. »Die Liste ist politisch verzerrt, da relevante Finanzplät­ze wie die USA fehlen, obwohl sie die EU-Regeln verletzen.«

Im Mittelalte­r war der Pranger eine wahrlich furchteinf­lößende Einrichtun­g, bei der das Zurschaust­ellen eng mit Folter, körperlich­en Qualen und Lynchjusti­z verbunden war. Die Mitmensche­n machten nach der öffentlich­en Präsentati­on eine großen Bogen um den Delinquent­en. In der zivilisier­ten Moderne sollen sogenannte Schwarze Listen eine derartige Prangerwir­kung entfalten. Auch die EU-Finanzmini­ster greifen zu diesem Mittel, wenn es darum geht, Steueroase­n unter Druck zu setzen.

Allerdings wird diese Rechnung nicht aufgehen. In manchen Kreisen dürfte das Interesse wohl steigen, Geldanlage­n in den genannten Staaten und Gebieten zwischen der Karibik, Ostasien und der Südsee zu prüfen. Weder werden Finanztran­sfers dorthin belangt, noch sind irgendwelc­he Sanktionen geplant, um die Regierunge­n und Behörden dort von ihrem skandalöse­n Treiben abzubringe­n.

Das Hauptprobl­em der Schwarzen Liste ist aber, dass die Auswahl reichlich willkürlic­h anmutet und nur die wenigsten Steueroase­n sich auf ihr wiederfind­en. Es reicht schon, ein bisschen guten Willen zu zeigen oder selbst zur EU zu gehören, und schon ist man runter. Da die meisten Regierunge­n Steuerdump­ing nicht verwerflic­h finden, passt ihnen ein echter Pranger ohnehin nicht in den Kram.

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