nd.DerTag

Legitimati­on durch Macht

Sebastian Bähr hält die G20Razzien für eine schlechte Show

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Fünf Monate nach den G20-Protesten ging die Polizei mit bundesweit­en Hausdurchs­uchungen gegen die linke Szene vor. Man wollte Informatio­nen über eine angeblich gewalttäti­ge Gruppe im Hamburger Rondenbarg finden, so die Begründung. Der Verlauf des Einsatzes, die erwartbare­n und wenig beeindruck­enden »Waffenfund­e« sowie die Pressekonf­erenz lassen jedoch erahnen, dass es den Sicherheit­sbehörden um etwas anderes ging: Der Kampf um die Deutungsho­heit der G20-Proteste läuft derzeit zumindest in Teilen der Öffentlich­keit zuungunste­n der Polizei.

Ein aktuelles symbolisch­es Gefecht, der Prozess gegen den Italiener Fabio V., hatte offenbart, wie mit fadenschei­nigen Anschuldig­ungen an Aktivisten ein Exempel statuiert werden soll. Der Beschuldig­te saß stellvertr­etend für alle Teilnehmer der umstritten­en Rondenbarg-Demo auf der Anklageban­k. Jüngst konnte er mit einem Lächeln die Haft verlassen – für die Erzählung der Polizei eine Niederlage. Im Nachhinein durch die Razzien die Gefährlich­keit besagter Gruppe erneut herauszust­ellen, scheint naheliegen­d. Vor allem bei 14 schwer verletzten Demonstran­ten. Im Gesamtkont­ext der G20-Proteste war Rondenbarg ein kleiner Schauplatz.

Die Diskrediti­erung dieser Aktivisten bedarf besonderer Methoden: Das Mitlaufen im schwarzen Block an sich wird zum kriminelle­n Akt, die Öffentlich­keitsfandu­ng nach der RAF nun gegen G20-Protestier­er eingesetzt. Das Demonstrat­ionsrecht fällt der harten Hand zum Opfer.

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