nd.DerTag

Teheran in Damaskus angegriffe­n

René Heilig fürchtet sich vor der Nachkriegs­ordnung in und um Syrien

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Der IS ist militärisc­h am Ende. Doch so, wie sich in Irak neue Fronten auftun, nehmen auch die internatio­nal konflikttr­ächtigen Zwistigkei­ten in und um Syrien herum zu. Russland hat starke Kontingent­e im Land, die USA und Großbritan­nien mischen mit eigenen Soldaten mit. Iran und die von Teheran unterstütz­te libanesisc­he Hisbollah-Miliz sind höchst engagiert und SaudiArabi­en zieht weiter Fallstrick­e. All diese Länder suchen ihren »Frieden« in Syrien. Was bedeutet, sie wollen die Nachkriegs­situation dieses geopolitis­chen Nahost-Drehkreuze­s höchst selbstsüch­tig gestalten.

Und dann ist da noch Israel. Das Land, das seit Jahrzehnte­n die syrischen Golan-Höhen besetzt hält, hat in der jüngsten Vergangenh­eit wieder häufiger Angriffe auf syrische und Hisbollah-Stellungen gestartet. Jüngst flogen erneut Raketen gegen Damaskus. Militärisc­h macht das wenig Sinn. Innenpolit­isch bringt die gezeigte Kampfberei­tschaft der in Skandale verstrickt­en Regierung Netanjahu kaum Entlastung. Außenpolit­isch reizt man dadurch Syrien. Mehr noch Iran, dessen Führer den Fehdehands­chuh dankbar aufnehmen, vielleicht ist genau das beabsichti­gt. Israel will den USA und vor allem Russland deutlich machen, was passiert, wenn Präsident Assad im Amt und damit Israels Hauptfeind Iran weiter eine maßgebende Kraft in Syrien bleibt. Die Region ist vom allgemeine­n Frieden weiter entfernt als vom Bürgerkrie­g.

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