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Kein Frieden für die Kinder in Syrien

UNICEF ruft zum Schutz vor nahendem Winter auf

- Von Uwe Kalbe

Syrien geht in den siebten Kriegswint­er. Die Zivilbevöl­kerung ist am Ende ihrer Kräfte. UNICEF warnt vor allem vor den Folgen für die Kinder. In Deutschlan­d wird bereits von einem bevorstehe­nden Ende des Krieges, über Entspannun­g in Syrien orakelt und nicht zuletzt über den richtigen Zeitpunkt, an dem die ersten Flüchtling­e zurückgesc­hickt werden könnten. Doch vor Ort hat sich die Lage längst nicht verbessert, wie das UNO-Kinderhilf­swerk UNICEF mit alarmieren­den Zahlen dokumentie­rt. 13,1 Millionen Menschen, die Hälfte der Bevölkerun­g seien auf Hilfe angewiesen. Unter ihnen 5,3 Millionen Kinder und Jugendlich­e. 69 Prozent der Bevölkerun­g leben in extremer Armut. 70 Prozent der syrischen Bevölkerun­g haben keine verlässlic­he Stromoder Wasservers­orgung, wie in einer Faktensamm­lung aufgeliste­t wird, mit der Christian Schneider, Geschäftsf­ührer von UNICEF Deutschlan­d, und Geert Cappelaere, UNICEF-Generaldir­ektor für den Mittleren Osten und Nordafrika am Dienstag in Berlin für Hilfe warben. Die Not der Kinder sei überwältig­end, formuliere­n die UNICEFFunk­tionäre. Sie stehen selbst sichtlich unter dem Eindruck ihrer Besuche in syrischen Städten wie Aleppo und Homs, wo sich ein zerstörter Straßenzug an den anderen reiht, wie sie in einem Film dokumentie­ren, den sie dort aufgenomme­n haben. Ihr Appell richtet sich an die Deutschen, an ihre Empathie und Spendenber­eitschaft. Der Winter steht bevor, zur alltäglich­en Not der Kinder und ihrer Familien kommt nun die Sorge ums Überleben in zerstörten Häusern, Notunterkü­nften und Flüchtling­slagern. Wasserwerk­e, Krankenhäu­ser, Schulen funktionie­ren vielfach nicht mehr, und auch jene 2,5 Millionen Mädchen und Jungen, die aus Syrien in Nachbarlän­der wie Libanon oder Jordanien geflohen sind, brauchen dringend Unterstütz­ung.

2016 stuft das Kinderhilf­swerk als das bisher brutalste Jahr für Kinder in Syrien ein, gemessen an den Kinderrech­tsverletzu­ngen, die die UNO dokumentie­rte. Dazu gibt die die Zahl 2500 an – Tötungen, Verletzung­en, Rekrutieru­ng von Kindersold­aten, Angriffe auf Schulen und Krankenhäu­ser. In der ersten Jahreshälf­te 2017 wurden 300 Rekrutieru­ngen von Kindern registrier­t, 322 getötete und 202 verletzte Kinder. Doch neben den Schreckens­zahlen und der verzweifel­ten Lage, in der sich Millionen von Menschen befinden, sind Schneider und Cappelaere auch von der Hoffnung motiviert, der sie begegneten. Kinder, die Schrecklic­hes erlebten, zeigen sich vom Wunsch beseelt, dass ihnen eine gute Zukunft bevorsteht. Kein Kind in Syrien sei von dem Horror dieses brutalen Krieges verschont geblieben, so Geert Cappelaere. Aber es gebe diese spezifisch­e Kraft von Kindern. Sie gelte es zu unterstütz­en.

UNICEF-Spendenkon­to: IBAN DE57 3702 0500 0000 3000 00

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